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Donnerstag, 3. Februar 2022

Linke Corona-Politk?

The so called "Left" has so far failed to develop a cohesive & convincing political positioning in the Pandemic Crisis. In my comment for "Volksstimme", I argue for a stance that focuses more on "bottom-up" politics of enabling and less on - rather naive - support of state-induced restrictions and their way to little reflected relation to surveillance capitalism. 

"Der heute grassierenden Spaltung in der Gesellschaft in Covid-Fragen hätte man von links vorbeugen können, wenn man mehr auf eine Politik der Selbstermächtigung zum Schutzsuchen gesetzt hätte, als den oftmals willkürlich und autoritär erscheinenden Regierungskurs der meisten Staaten zu unterstützen Wie oft habe ich in den letzten Monaten den common place gehört, dass die europäischen Staaten in der Corona-Krise wieder ihre Macht und Handlungsfähigkeit gezeigt haben: Die Macht zeigte sich allerdings primär durch massiv erweiterte Überwachungs- und Kontrollapparate, nicht durch ambitionierte Sozialpolitiken."




Montag, 17. Mai 2021

"Raving, Wasting, Health-Totalitariansm – Gedanken über die postcoronale Nach(t)kultur" -Talk @ "Sperrstunde II - Das Ende der Nacht" in Innsbruck, 5th of June 2021

 

I have been invited to give a talk about the postcoronal outlooks and take-aways for club, night, and rave culture by the wonderful people of Kulturkollektiv CONTRAPUNKT of Innsbruck. Not an easy, but equally a very important question I am happy to rave and speculate about with the crowd in Innsbruck. Find the title and outline of the talk below.

Raving, Wasting, Health-Totalitariansm – Gedanken über die postcoronale Nach(t)kultur
 
„Mach kaputt was dich kaputt macht?“ Nachtkultur steht vor einem pandemischen Scherbenhaufen. Die Clubs waren die ersten, die schließen mussten und werden die letzten sein, die wieder aufmachen dürfen – sofern sie das dann überhaupt noch können.
Der Kapitalismus macht uns kaputt. Sei es durch Ausbeutung am Arbeitsplatz, sexistische und rassistische Ausgrenzung und Normierung oder ökologische Zerstörung: auch der Virus ist Kapitalismus – und der Kapitalismus ein Virus. Gesundheit ist wichtig. Doch wer definiert sie? Und brauchen viele von uns nicht auch das zerstreuende Raven, um in dieser kaputten Welt erstmal einigermaßen gesund zu werden? … und gesund zu bleiben? Aber auch: was für Lernprozesse und utopische Entwürfe schimmern durch den immer-noch-irgendwie-andauernden Lockdown für die Nachtkultur?
Ein fragender Theorietrip über die Utopie des Raven und des Getting Wasted in Zeiten der ökologischen Katastrophe.

The talk is part of a two-day-program titled "Sperrstunde - Das Ende der Nacht" and will consist of DJ-Sets, concerts, talks and many more. I am very eager to be there :)


+Bonustrack: some of the more dystopian outlooks on postcoronal raving, captured last weekend in Vienna's Auer-Welsbach-Park: 
 



Mittwoch, 10. März 2021

"Reasonability is not a reproduction of universal laws declared from above" - Interview at Freedom News

 
 
I am very honored to have the opportunity to think about the ongoing Corona crisis in relation to my research in an interview led by Jaroslava Tomanová for Freedom News, the oldest anarchist press and largest bookshop in the UK. I was able to embed the matter in my ongoing (and almost finished) project about Ecological Reasonings and try to understand the current crisis in the larger field of the global ecological turmoil that will last for decades, if not centuries. I try to argue that the Covid crisis might be a good opportunity to develop an ethics of openness and experimentation in a time of growing precariousness and catastrophes. 

In the words of Jara the article "is about the tricky questions regarding ethical judgements, reasonability, differing positions of the leftists towards state-imposed restrictions and the necessity to think critically about generalisations such as “the health care system” and “responsibility”.

"I have the feeling that the growing (and very worrying) polarization and nervousness of society is also a result of not looking and differentiating carefully enough. We tend to put people into abstract boxes we took from elsewhere without looking at their personal histories, experiences, fears and motivations. Social media and social distancing accelerate this superficial mode of “social boxing” a lot.

If we would instead look and talk with them, we might understand their personal relation to this unprecedented time that is stressful to us all and makes us react in various chaotic and difficult manners. We might learn to understand that person A’s particular aversion towards state restrictions stems a lot from her traumas of a past totalitarian state she or her ancestors might have suffered under. Or that person B’s very strict obedience can – among other factors – also be explained as a certain rebellion against the “I don’t give a fuck” mentality of her closest relatives. Every position, situation and fear are understandable if we take care and time to trace them back to its specific ecology. Such a practice of differentiating and examining more carefully and closely is an ethical counter-practise to the current hegemony of too-quick generalizations and judgements."

Read it here:

https://freedomnews.org.uk/reasonability-is-not-a-reproduction-of-universal-laws-declared-from-above-a-conversation-with-kilian-jorg/

Sonntag, 14. Februar 2021

Postcoronale Schambereiche & die hilflose Huldigung der Apparate


Ich habe mal wieder zwei Texte zur und um die Corona-Krise publiziert.

In der Fiktion "Postcoronale Schambereiche" halluziniere ich mit Johannes Kaminski über die dystopischen Folgen der Maskenpflicht in einer Zeit ökologischer Prekarität und allgemeiner Verunsicherung.

"Robert war draußen, bei den echten Menschen in der harten Realität aufgewachsen, wo man noch mit den eigenen Nasenlöchern atmete. Nur die Arkologist*innen verdeckten Mund und Nase bereits ab der Geburt, teilten nicht einmal mit der eigenen Familie ungeschützt die Atemluft. Er aber träumte noch immer davon, ungefilterte Luft zu atmen, die heiß in die Nebenhöhlen steigt. Manchmal stand er im kühlen Labor und hatte auf einmal den Geschmack von Sand auf der Zunge."

https://skug.at/postcoronale-schambereiche/

Im Essay "Die hilflose Huldigung der Apparate" (so mein Originaltitel, den die Berliner Gazette für ihre Linie passend umgewandelt hat) argumentiere ich das folgende:

"Die Coronakrise führt uns diese Problematik des Apparats, an den sich das post-post-moderne Leben schon scheinbar gewöhnt hat, in neuer Virulenz vor Augen. Es lässt sich zwar einfach beziffern, wie viele Menschen in einem Land Covid-19 positiv getestet wurden und damit (nicht zwingend daran) gestorben sind. Der Apparat kann mit dieser monokausalen Engführung funktionieren und der Gesellschaft seine Logiken aufzwingen. Eine Zusammenführung aller Problematiken und Schäden, die durch die Coronarestriktionen entstehen und die psychologischen, sozialen, sexistischen, kulturellen und wirtschaftlichen Langzeitfolgen mit einschließt, ist jedoch keineswegs in einer einfachen Zahlenrelation darzustellen und fällt daher aus dem Blickfeld einer in Apparaten organisierten Gesellschaft."

https://berlinergazette.de/krise-gesundheitssystem-apparate-kritik/

Mittwoch, 16. Dezember 2020

new text on the Corona pandemic: "Der dritte Weg"

In der öffentlichen Diskussion über die Covid-19 Pandemie und die Eindämmungsmaßnahmen haben sich schnell zwei unvereinbare Fronten herausgebildet. Zwischen dem eifrigen Befürworten staatlicher Eingriffe und dem wirren Verschwörungsamalgam der Zweifler*innen und Leugner*innen scheint es kaum Platz für eine kritische Auseinandersetzung zu geben. 

In meinem vorgestern in der Berliner Gazette erschienen Text "Der dritte Weg: Warum eine differenzierte Kritik der “Corona-Maßnahmen” gerade jetzt wichtig ist" versuche ich jenseits der Polarisierung der Komplexität der Lage treu zu bleiben. Im Zwischen von Panischer Überreaktion und zynischer Negation widme ich mich fragen wie:

Was ist Übersterblichkeit?

Hätte eine "Jahrhundertpandemie" bisher eigentlich besser laufen können? 

Was für Probleme entstehen durch eine Verwechslung von Gefahr und Risiko, Infektion und Erkrankung?

Inwiefern ist die "Impfung" eine Auswuchs promethischer Technikgläubigkeit und ihrer naiven Blindheit gegenüber Umweltfolgen?

https://berlinergazette.de/warum-wir-eine-differenzierte-kritik-der-corona-massnahmen-brauchen/

Mittwoch, 25. November 2020

Postcoronal Prayer online


The "Postcoronal Prayer" that Helena Dietrich has developed with textual collaboration by me & was premiered on the 9th of August 2020 at the Parque del iSOLation-Festival is now finally online! This work is intended to make the listener sensory aware of the multitudinous and microbial entanglements that are necessary for our being and further becoming on this vast planet undergoing huge and multi-faceted changes. It is the attempt to feel into (and not only theoretically speculate about) a different relationship to the viruses and bacteria that are a vital condition for any living form in the biosphere. It is a meditation inspired by Lynn Margulis and others. 

 

"Viren als moderner Begriff sind seit ca. 150 Jahren bekannt. Sie wurden bislang großteils als negativ und gesundheitsschädigende Parasiten verstanden. Heutzutage kommt man aber in der Wissenschaft immer mehr dahinter, dass Viren auch förderlich - gar notwendig - für die Gesundheit von Individuen wie sogar die ökologische Metastabilität des Planeten sind.

In der Coronakrise herrscht das alte Bild des Virus als zu bekämpfenden Feind vor - man erklärt Sars-Cov-2 den Krieg und anderes. Nachdem Einsichten des “microbial turns” in den letzten Jahren sogar in den Mainstream vorgedrungen sind (z.B. wir denken auch mit dem Darm und bestehen aus mehr als 50% nicht-menschlichen Zellen etc.), droht jetzt ein Backlash in das Bild des Menschen als abgeschlossenes Individuum (eine Art Neo- oder Residual-Cartesianismus), welches sich durch “social distancing”, Desinfektionsmittel und anderen Praktiken alle Mikroben vom Hals halten will. Dieses unerfüllbare Reinheitsideal wäre nicht nur für das Individuum, sondern auch für den Planeten tödlich. Deswegen soll dieses Gebet ein anderes, komplexeres Verhältnis zu Viren und anderen Mikroben in einer Zeit der multiplen Krisen und ökologischen Katastrophen ersehnen."

 

Find more on postcoronal.org




Donnerstag, 13. August 2020

Smelly Arts - für eine Kultivierung des Geruchssinns in der postcoronalen Zeit - published for postcoronal.org

Skizze von Andreas Fränzl, entstanden während meines Geruchsworkshop im Rahmen des Parque Del iSolation-Festivals am 4.August 2020  

Für unser Projekt Uncrowned Hope - Zu einer postcoronalen Gesellschaft habe ich einen Aufschlagstext zu einem der vier thematischen Hauptpfeiler verfasst. Dieser ist im Rahmen mehrerer Workshopsituationen während des Parque Del iSolation-Festivals im Sonnenpark St. Pölten entstanden und plädiert für eine Kultivierung des Olfaktorischen - also des Geruchs - für eine Kunst in  postcoronalen Zeiten. 

"In der Bewusstseinswerdung der sich drastisch verändernden Biosphäre kann eine Kultivierung des Geruchssinns den Weg weisen. Wenn wir uns bislang durch eine Kultivierung vom Sehen von der Umwelt abgekapselt haben, könnte ein Öffnen und Entwickeln des Geruchssinn die gegenteilige Richtung andeuten. Wo wir uns - durch eine Abwertung der Nase - die so genannte Krone der Schöpfung aufgesetzt haben, können wir durch genaueres Hinriechen unsere Verwobenheit und untrennbare Co-Abhängigkeit mit all den anderen Tieren erspüren. Eine Kultur, die mehr riecht, wird in Richtung einer ökologisch nachhaltigeren Gesellschaft treiben. Wo die coronale Krise ein gänzliches Ende des Riechens bedeutet, sollte die postcoronale Welt sich mehr bei der Nase nehmen und gängige wie zukünftige Verwobenheiten mit dieser toxischen Welt erschnüffeln.Mit der Nase können wir jene chaotischen Umweltrelationen erspüren, von denen wir uns durch das Primat des Auges in zu einfachen Kausallogiken distanziert haben."

Der Text findet sich in voller Länge hier.  

Ein paar Fotos vom Geruchs-Workshop:







Samstag, 1. August 2020

Uncrowned Hope - erste Veröffentlichung im Rahmen des parque des sol-Festival 2020


Unser Projekt Uncrowned Hope - Zu einer post-coronalen Gesellschaft wird nächste Woche seinen ersten Öffentlichkeitsmoment haben. Während der ganzen Woche gibt es ein halb-öffentliches Labor zu unseren Themen. Ich spreche am Di zu "Geruch in der Kunst" und am Do über den Regelbruch im Kunstschaffen. Aus beiden Themen werden Workshop-Situationen entwachsen. Bei Interesse, gerne bei mir melden.

Am Sonntag, dem 9.8, wird es dann einen gänzlich öffentlichen Tag geben, an dem Tomas Ziernhofer-Kin, Sabrina Bühn und ich über das Projekt sprechen werden. Abends gibt es dann das "Postcoronale Gebet", welches Helena Dietrich mit meiner diskursiven Mithilfe entwickelt hat.

Dienstag, 7. Juli 2020

Regelbruch, Provokation & ökologisches Kunstschaffen - published for postcoronal.org

Für das langsam anlaufende Projekt Uncrowned Hope - Towards a postcoronal society (postcoronal.org) habe ich nach dem Manifest nun einen zweiten theoretischen Text verfasst, der die Ausrichtung des Projekts in einem Aspekt beschreiben soll.


In diesem Text bespreche ich den Status des Regelbruchs im gegenwärtigen Kunstschaffen - wie dieser aufgrund von rechtem Backlash und political correctness-Debatten aus dem Fokus geraten ist - und wie dessen provokative und inklusive Potential durch eine Refokussierung auf den nicht-mehr-nur-menschlichen und rein sozialen Bereich aktualisiert werden könnte.
Neue ökologische Kunst soll es wieder mehr wagen, die Regeln und Konventionen unserer Gesellschaft herauszufordern! Diesem Thema und Problemfeld werden wir uns u.A. bei Uncrowned Hope widmen...

Der Text findet sich hier.





 (two internet findings from recent working processes)

Freitag, 5. Juni 2020

Uncrowned Hope - Towards a postcoronal society





I am happy to announce that the trans-disciplinary project UNCROWNED HOPE - TOWARDS A POSTCORONAL SOCIETY has gone public. This project tries to seek and bring together utopian ecological potentials from manifold and international fields in the St. Pölten area for the coming years.
I have written the "Manifesto" which explains how we regard the so called "Corona crisis" as starting point to think about and experiment radically different ways of relating to our massively changing planet. "Postcoronal" hereby does not only refer to "after the Corona virus", but also for regarding humanity "after the Crown of Creation" which - in modern delusion - it believed to have.

You can find the manifesto in both German and English here - and many more contents will follow in the next months.

Samstag, 30. Mai 2020

Demo-Rede "Zum postcoronalen Zustand für Kulturschaffende"

Since the "2-Meter-Abstand Demo für Kunst & Kultur // Nr.3" yesterday was hit by heavy rains, I have decided to put my full speech online. So that those of you who missed it can read it here.




Demorede am 29ten Mai 2020

Zum postcoronalen Zustand für Kulturschaffende


Es ist wichtig, die Coronakrise im größeren Kontext zu betrachten, um den schlimmsten Szenarien zu entgehen und [noch viel mehr]: eine bessere Welt ausgehend von diesem postcoronalen Zustand, in den wir da gerade eintreten, zu entwickeln!

Dabei möchte ich vor allem zwei Faktoren herausheben:
1) das allgemeine Klima des politischen Backlashes, der durch ein vermehrtes Auftreten von Nationalismus, Sexismus, Fremdenhass und Abschottungsphantasien in den letzten Jahren geprägt ist.
2) [den Faktor] der Klimakatastrophe, in der wir uns befinden und die eine viel größere Herausforderung als die Coronakrise darstellt.

Tatsächlich ist die Coronakrise ein Teilaspekt der Umweltkrise.
Wir erleben gerade, dass das so genannte Sechste Massenaussterben auch den Bereich der Menschen trifft – und da noch präziser: nun auch die privilegierten Menschen.
Nur aufgrund der noch nie dagewesenen internationalen menschlichen Vernetzung (im Handel wie im Tourismus und Internet) und den daraus resultierenden Biodiversitätsverlusten, ökologischen Stressfaktoren, historischen Luftverschmutzungen und weiterhin schrumpfenden Habitaten von Nicht-Menschen konnte sich ein [virales] Problem von der Größenordnung von SARS-CoV-2 entwickeln.
Wir müssen die Coronakrise als einen Teil der ökologischen Krise verstehen, um den dystopischen Verhärtungen, die sich im Backlash ankündigen, zu entgehen. Hierfür werden wir die Kreativen und Kunstschaffenden mehr denn je brauchen!
Was wir in den letzten Monaten gesehen haben, wurde bisher für unmöglich gehalten. Noch nie hat die internationale Staatengemeinschaft so schnell auf ein Problem globaler Größenordnung reagiert. Kaum jemand hätte es für möglich gehalten, dass der globale Handel, der internationale Flugverkehr und der damit verbundene CO2-Ausstoß in so kurzer Zeit so radikal reduziert werden kann. Selbes gilt aber leider auch für die persönlichen Freiheitsrechte, die demokratische Rechtsstaatlichkeit und die transnationale Solidarität.
Wir sind an einen Horizont herangetreten, an dem plötzlich die hehrsten Utopien, wie auch die dystopischsten Befürchtungen der letzten Jahre als unmittelbar reale Szenarien erscheinen.
Einerseits spricht man von Deglobalisierung der Produktion und einem radikalen ökonomischen wie kulturellen Umdenken, führt teils bereits ein Bedingungsloses Grundeinkommen ein und hat die auf fossilen Brennstoffen basierte Wirtschafts- und Tourismusbranche so massiv beschnitten, dass sie als überkommbares Paradigma erscheinen. „There is no alternative“ - wie es unsere Führungskräfe bislang als Mantra wiederholten - hat sich als endgültig als Unwahrheit erwiesen.
Andererseitsund dies dürfen wir nicht übersehen – machen leider auch totalitäre Überwachungstendenzen überall auf der Welt Schule. Verfassungswidrige Einschnitte in die persönliche Freiheit und Unversehrtheit werden mit einem jovialen Achselzucken als leider notwendig durchgewunken. Und Kritiker_Innen werden in die Nähe von so genannten „Gefährdern“ gerückt (Innenminister Nehammer) und als solche teils heftig diffamiert und angegriffen.

Man mag sich gegenüber Corona, dieser seltsamen Krönung, und der Richtigkeit der Maßnahmen, positionieren, wie man will. Eines ist jedoch klar: es wird kein Zurück mehr geben: die Zukunft, auf die wir blicken, ist eine post-coronale und es wird Zeit, sich damit kreativ, transdisziplinär und mutig auseinanderzusetzen. Wir müssen neue Territorien betreten und bislang Unsag- und Undenkbares wagen.
Solange die (staatlich verordnete) passive Schockstarre im kulturellen Bereich anhält, wird das sehr schwierig. Dann werden die biopolitischen Alpträume und real gewordenen Black Mirror-Folgen die wahrscheinlichsten Szenarien bleiben. Dann wird die Backlashtendenz der letzten Jahre und die kulturelle Regression sich weiter bis zum tödlichen Totalitarismus der Abschottungen verhärten.
Zur Zeit sehe ich ehrlich gesagt die große Gefahr, dass die FPÖ – die gerade noch in einem Ibiza-Kater darnieder liegt – es schaffen wird, längerfristig von der Coronakrise zu profitieren: Denn bisher waren es zu meinem Erschrecken Personen wie Herbert Kickl, die als erste breitenwirksam verfassungsrechtlich bedenkliche Aspekte der Coronahandhabung in Österreich kritisiert haben. Bei abzusehender steigender Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit in den nächsten Jahren müssen wir aufpassen, dass nicht schon wieder die Rechten Hetzer zu den Rattenfängern der Unzufriedenen werden. Damit würde der katastrophale Zustand unseres Planeten weiterhin und im wahrsten Sinne des Wortes einbetoniert werden.

Hier sind wir – als kreative, progressive Kulturschaffende – gefragt. Hier müssen wir mit besseren Erklärungen, Antworten, Kritiken und Utopien gegensteuern! Es liegt an uns, (einer transnationalen und gleichzeitig konkret lokalisierten mehr-als-menschlichen-Gemeinschaft), die coronale Krise jenseits der bisher dominanten Register des Menschlichen, Allzumenschlichen zu denken und zu leben. Corona steht in seiner Bedeutung nicht nur für einen Virenstamm, sondern auch für die Krone der Schöpfung. Es gilt diese wahnwitzige Idee des modernen Größenwahns mit seinen katastrophalen Folgen zu verlernen.

Wir müssen die Erde, die auch wir bewohnen, als nonhierarchische, komplexe Assemblage verstehen, in der ganz viele zu hause sind – und auch sein müssen, damit das Ganze funktioniert. Menschliches, Technologisches, Tierisches, Pflanzliches, Pilziges, Mikrobisches, Giftiges und auch Virales mit all diesen müssen wir in und um uns die richtige Mischung finden. Wir müssen uns in der Verwobenheit mit dieser sich radikal verändernden Welt erst einrichten. Nur dann gelingt uns ein nachhaltig gutes Leben in diesem postcoronalen Zustand. Hierfür sind viele Experimente und Forschungen notwendig. Hierfür muss noch viel gewagt und probiert werden.

Wer sollte für dieses Projekt besser geeignet sein, als die Kreativen und Kulturschaffenden?

Wenn wir das System in seinem jetzigen Zustand erhalten wollen, verschärfen wir die Klimakatastrophe nur noch weiter – und damit auch die Wahrscheinlichkeit für weitere virale und andere ökologische Krisen. Wir müssen also mehr wagen, als nur die AUA und die so genannte „Wirtschaft“ zu retten, während die eigentlich zentralen Akteur_Innen der Gesellschaft nur Brotkrümmel abbekommen.

Neben einer adäquaten Entlohnung und Förderung der so genannten „systemrelevanten Kräfte“, brauchen wir eine massive Förderung jener Kräfte, die kreativ, inklusiv und waghalsig das System erneuern und verändern können und wollen. Hierin liegt die Utopie des Kulturbetriebs! In dieser Zeit der Katastrophen brauchen die Kreativen und Kulturschaffenden viel viel mehr Mittel und Räume, neue und nachhaltigere Lebensweisen zu entwickeln und zu verbreiten – nur so entgehen wir dem Klimakollaps und Massenaussterben.

Was braucht es konkret? Ich werde hier abschließend nur drei Punkte knapp antasten, die mir wichtig erscheinen:
1) ein Bedingungsloses Grundeinkommen: und zwar – zumindest längerfristig – nicht nur für Kulturschaffende, sondern für alle! Denn wir brauchen mehr Kreative in dieser Zeit und wie sollte man besser Kreativität fördern als durch eine ökonomische Befreiung von den schlimmsten Abhängigkeiten des Kapitalismus?
In dieser Krise ist es vielleicht auch so manchen Politiker_Innen endlich klar geworden: Viele von uns sind Teil eines neuartigen Prekariats – wir sind Prekäre auf einem prekär gewordenem Planeten – und das Bedingungslose Grundeinkommen [und zwar am besten nach Alf Hornborg's Modell] ist die sozialste Formel, auf dieses Problem zu reagieren!
2) freie, inklusive Räume für Kultur!
Ich möchte mich nicht auf die (auch hier) immer wieder beschworene „Kulturnation“ berufen. Hierbei geht es für mich zu oft auf das Alte und Erstarrte (um uns herum) und es erscheint mir auch falsch, sich als „Tourismusmagnet“ der Politik verkaufen zu wollen.
Es gibt zwar viel Tolles in der Österreichischen Kulturvergangenheit, die Zukunft sehe ich aber wo anders. Ich begreife mich als Teil einer Gemeinschaft von Kreativen Wesen, die jenseits der Kriterien von Pass, Nation, Hautfarbe, Geschlecht, Beziehungen und Kapital arbeiten wollen. Dazu braucht es einen einfachen und inklusiven Zugang zu Kulturräumen des Experiments und Dialogs. Nur darin können wir eine Zukunft entwickeln!
3) Planungssicherheit und Vertrauen in die Kreativen
Während Baumärkte, Supermärkte und andere kapitalistische Zugpferde sehr bald genau wussten, wann und wie sie wieder aufmachen konnten, werden die Kulturschaffenden teils bis heute hängen gelassen. Was dabei vergeigt wird, ist, dass die beruflich bedingt Kreativsten der Gesellschaft nichts zu einem bitter notwendigen Wandel beitragen können.
Dies muss sich ändern – und hierfür sind wir heute auf der Straße, um ein lautes Signal an die Regierung zu senden – wir fordern: Gebt uns vertrauensvolle Freiheit und gebt uns Sicherheit in ökonomischen wie rechtlichen FragenDenn auch ihr werdet unsere Arbeit brauchen!
Wenn die Zukunft einigermaßen okay ausfallen soll, müssen die Kreativen und Kulturschaffenden neue Freiräume und Wertschätzung erhalten. Damit wird uns allen – Menschen wie Nicht-Menschen – geholfen, aus der katastrophalen Verhärtung der Gegenwart herauszufinden!

Ich danke euch!