Montag, 20. Januar 2020

Neue Sanftheit

In der Post-Moderne mochte man sie noch, die Querulanten, ob sie Handke, Kinski oder Koolhaas hießen. Große Thesen stießen sie apodiktisch aus, jeder Emotion gaben sie berstend Raum und es wurde allgemein bestaunt als Weg zur Freiheit. Die Masse erkannte Prophetisches in diesen wütenden Männern und ließ sie gewähren, baute ihnen Bühnen, stellte sie aus und feierte sie.

Heute hat sich das Blatt gewendet. Solche Schreihälse würden heute kein Medienecho mehr erfahren, zumindest nicht mehr in den Kulturspaten (der größte Schreihals Trump hat dies unmöglich gemacht). Man würde dieser Männer sofort feministisch und post-kolonial hinterfragen und demontieren.

Die neuen Held_Innenfiguren, die Greta Thunbergs und Carola Racketes, haben eine ganz andere Wutökonomie. Weiblich sozialisiert haben sie gelernt, ihre Irritationen in treffsichere, kühle Sätze zu übersetzen - und erzielen so eine viel größere Reichweite und Effizient als irgendeiner dieser Schreihälse.

Denn die Zyniker und Choleriker bilden einen Wall aus Schall und Dunkelheit um sich. Sie können (und wollen?) niemanden überzeugen, sondern bloß ihren eigenen Frust befreien. Damit stößt man nur ab - in einem Kreis des Vorsichtsabstand wird man dann unter günstigen sozialen Bedingungen bestaunt, unter schlechteren dreht man sich einfach weg - das Resultat ist dasselbe: Versteifung, Frontenbildung.

Softness wins it da sie sich diplomatisch einzufühlen weiß und so die andere, oppositionelle, Seite gar nicht entstehen lässt. Durch die neue Sanftheit erkennen wir: we are all one.

with love from the Morni Hills - Healing Hills Art Residency


  

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