Dienstag, 9. November 2021

Ecospiracy: Das konspirative Klima im Anthropozän @ Lectures4Future

Next Thursday, the 18th of November, I will give a talk about Conspiracy Theories and their relation to ecological crisis together with the sinologist and literary theorist Johannes Kaminski at the Lectures4Future. I will depart from my recently completed PhD "Affirmation of Ecological Reasonings", which breaks with a classical enlightenment picture of ONE Reason as opposed to many stories and instead seeks to understand conspiracy theories through the prism of pluralized reasonings and their relation towards eco-sensitive story-telling. This will lead me to develop quite unconventional strategies of countering and re-affirming conspiracy theories that are inspired by situated knowledge and affect theory. In the end, I will give examples from contemporary art works. 

The Lecture will take place from 10:15 to 11:45 CET and can be accessed online here: https://moodle.aau.at/course/view.php?id=32256, Gastschlüssel: L4F_WS2021.

 
Find our German abstract below:


Ecospiracy: Das konspirative Klima im Anthropozän

von Kilian Jörg und Johannes Kaminski

Durch die ökologische Krise werden nicht nur immer mehr Lebenswelten prekär, sondern auch epistemische Grundmauern und Referenzsysteme: kaum etwas erscheint als einfach gegeben und unumstößlich real und wirklich.

Die ökologische Krise stellt nicht allein die Logik der extraktivistischen Globalwirtschaft in Frage, sondern rüttelt auch an den Möglichkeiten von Kritik und Erkenntnis. In dieser Zeit sprießen die Verschwörungstheorien allerorts, unter anderen die Idee des Great Reset, der zufolge die Bevölkerung demnächst zu nachhaltigen Lebensweisen gezwungen werden soll.1 Überhaupt handle es sich beim Klimawandel um eine chinesische Verschwörung, die den alleinigen Zweck verfolge, die US-amerikanische Wirtschaft zu schwächen.2 In China wiederum hieß es lange Zeit, internationale Maßnahmen gegen den Klimawandel dienten allein dem westlichen Anliegen, den Aufstieg Chinas zu verhindern.3 In Anbetracht solcher gewaltiger Narrative wirken europäische Initiativen wie der Action Plan against Disinformation wie ein hilfloser Versuch, den Geist der Aufklärung wiederzubeleben.

Wir fragen uns: Welche affektive Funktion erfüllen Verschwörungen in einer Situation der existenziellen Verunsicherung? Können sie auch Bewusstsein für tatsächlichen Machtmissbrauch fördern, wie Klein, Clutton und Dunn behaupten?4 Inwiefern bildet das Grundgefühl der Verschwörung ein authentisches Gefühl ab, das nicht zwingend in Verleugnung münden muss, sondern auch für eine ökologische Agenda eingespannt werden kann? Welches epistemische Potential haben Verschwörungstheorien für künstlerische und spekulative Arbeit?

Für ein erfolgreiches world building im und jenseits des Anthropozäns wollen wir aktuelle künstlerische Arbeiten (z.B. von der österreichischen Video-Künstlerin Karin Ferrari) rund um Verschwörungstheorien reflektieren und ein spekulative Begehren in ihnen verorten. Durch dieses künstlerisch-forschende Prisma deutet sich die Möglichkeit an, das konspirative Klima des Anthropozäns für emanzipatorische Praktiken zu kultivieren, ohne sich bloß an alten Denkbildern von Aufklärung und debunking zu orientieren.


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