Ich freue mich sehr, mein nächstes größeres Kunstprojekt zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Gemeinsam mit Tomas Zierhofer-Kin und Verena Frauenlob, die eine erste Skizze eines Rituals performen wird, sprechen wir am 29.3 im Atelier Kombinage über die philosophischen und gesellschaftlichen Ideen hinter dem Projekt "Zwentendorf-Feiertag", welches am. 5.11 zum ersten Mal geschehen wird!
Die ökologische Krise wird oft als ein „Naturproblem“ begriffen, demgegenüber unsere Kultur vergleichsweise unverändert bleibt – nur halt zertifiziert „klimaneutral“ und „umweltfreundlich“. Aufgrund dessen wird Ökologie von der Mehrheit negativ mit Leiser-Treten, Verzicht und Hausaufgaben-Machen assoziiert. Diese Konnotation hemmt die bitter notwendige Veränderung unserer Gesellschaft, da sie weder Euphorie noch Gemeinsamkeitsgefühl hervorrufen kann. An diesem Abend soll anhand des konkreten Beispiels eines „Zwentendorf-Feiertags“ als Kunstprojekt darüber diskutiert werden, wie ökologische Arbeit zuallererst auch Kulturarbeit ist. Wir glauben, dass ökologische Transformation der Errichtung einer Kultur bedarf, in der im Sinne der Umwelt positives Handeln als freudvoll, ermächtigend und gemeinschaftsstiftend wahrgenommen wird. Keine Kultur kommt ohne ihre Institutionen aus. In diesem Sinne braucht es auch die Errichtung neuer kultureller Institutionen, die dieser kommenden ökologischen Kultur einen Rahmen geben kann.
Das Projekt „Zwentendorf-Feiertag“ versucht eine solche Institution als einen österreichweiten Feiertag zu etablieren. Obwohl heute mehr Menschen in Österreich die Notwendigkeit ökologischen Wandels anerkennen als es konfessionelle Christ*innen gibt, sind fast alle nationalen Feiertage christlich geprägt – von einigen wissen viele nicht mal mehr, worum es bei ihnen eigentlich geht.
Das erfolgreiche Referendum gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf und die daraus resultierende „nationale Identität“ Österreichs als „atomfrei“ ist eine Erfolgsgeschichte der Ökologiebewegung, die auch weit über die Grenzen Österreichs bekannt und Gegenstand von Freude und Respekt ist. Auch wenn die Gesellschaft in vielen Punkten gespalten ist, sind sich in Österreich doch fast alle einig, dass die Zwentendorf-Entscheidung eine gute war und die Atomfreiheit Österreichs etwas ist, auf das man stolz sein kann. Welcher Tag würde sich also mehr für die Verbindung und Zusammenführung der Gesellschaft als Feiertag eignen, als der 5.11. – der Tag des positiven Referendums gegen Atomkraft in Österreich!
Durch die Absage an ein katastrophales Infrastrukturprojekt hat man den Weg frei gemacht für eine nachhaltigere Zukunft. Noch heute ist Österreich bekannt als singulärer Staat in Europa, der sich demokratisch und zukunftsweisend gegen Atomkraft und damit verbundenen Langzeit-Folgen entschieden hat. Durch das rituelle Erinnern und Feiern des Zwentendorf-Referendums, soll so nicht nur gesellschaftliche Akzeptanz, sondern darüber hinaus auch Freude und Lust an weiteren Absagen (wie z.B. Autobahnen, zukünftigen Flughafen-Projekten oder anderen nicht mehr zukunftsfähigen Infrastrukturprojekten) als Wegmarke einer inklusiven Zukunft gefeiert werden.
An diesem Abend wird die Künstlerin Verena Frauenlob eine erste Skizze eines Rituals für den Zwentendorf-Feiertag darbieten. Im Anschluss wird die* Philosoph*in und Künstler*in Kilian Jörg die Idee ökologischer Kultur philosophisch auseinandersetzen. Abschließend werden die beiden mit dem Kurator Tomas Zierhofer-Kin über den Feiertag und seine Potentiale diskutieren.
Moderation und Organisation: Selina de Beauclair
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