
This is the blog / recent activities of Kilian Jörg, a philosopher and artist mainly working on the ecological catastrophe and how we can culturally work with it. Find more on my homepage www.kilianj.org
Sonntag, 15. Juni 2025
Landing in Ecocide? Staying with the cringe - 21.6.25

Montag, 9. Juni 2025
Psychologie der Klimakrise - Radiokolleg @ Ö1, 10.-12.6.2025
In den dunklen Stunden des letzten Winters, nach der Wahl von Trump und den Koalitionsverhandlungen mit Kickl, ging es mir wirklich schlecht. Ich hatte das Gefühl, "die Welt" (also diejenigen, die so anmaßend sind, zu meinen, dass sie diese regieren) hat die Zukunft des Planetens nun willentlich abgeschrieben und wir erleben eine faschistische Endzeit. Um aus dieser Leidenssituation etwas produktives und kraftspendendes zu gewinnen, habe ich begonnen, die Radiosendung "Psychologie der Klimakrise" zu machen, die ab morgen auf Radio Ö1 zu hören sein wird.
Durch meine tollen Gesprächspartner*innen habe ich gelernt, die aktuelle politische Situation als Moment der psychischen Abwehr zu verstehen und - ohne die faschistische Gefahr zu negieren - aus der Krise auch Hoffnung als "politische Haltung", wie es Elin Kelsey sagt, zu gewinnen. Ich hoffe, dass Euch die Sendung auch zumindest ansatzweise so sehr helfen kann wie mir beim machen damals.
Die Sendung läuft in den nächsten Tagen, Di-Do 10.-12.6 auf Radio Österreich 1. Live immer von 9:05-9:30 und von 22:05-22:30. Ihr könnt die Sendung auch ab Erstausstrahlung jederzeit online nachhören und hier als Podcast downloaden.
Hier ein Überblick über die einzelnen Teile:
Teil 1: Die Psyche in der Klimakrise
Obwohl 2019 fast alle europäischen Staaten den Klimanotstand ausgerufen haben, geschieht nach Auffassung vieler Expert:innen viel zu wenig, um die Klimakrise aufzuhalten. Woran liegt das? Leben wir in einer "Verdrängungsgesellschaft" (Tadzio Müller), in der das Funktionieren in unserer Gesellschaft zunehmend auf der Unterdrückung von ökologischem Bewusstsein fußt? Was ist eigentlich climate anxiety und welche messbaren Auswirkungen hat diese Klimaangst für individuelle wie gesellschaftliche Entwicklung? Und wie finden Menschen trotz der beängstigenden Lage Stabilität und Hoffnung?
Das Wissen um die Klimakrise ist in der Mehrheitsgesellschaft angekommen. Doch aus dem Bewusstsein ist bisher vielerorts noch wenig Handlung und Veränderung entsprungen. Lässt sich der "Kollaps" noch verhindern - und wie kann man sich den vorstellen? Wie verarbeiten wir Menschen das Wissen um die globale Klimakrise, wie gehen wir emotional mit der psychischen climate anxiety um und wie wirkt sie sich auf die Gesundheit aus? Was für Ansätze einer Behandlung gibt es? Wie stellen sich Trauerprozesse gegenüber einer verlorenen Zukunftshoffnung bei jungen Menschen dar, welche Verdrängungsmechanismen finden tiefenpsychologisch statt? Wie gehen Menschen mit ihren "Klimagefühlen" um und übersetzen sie in positive Handlungen und Aktivismus?
Teil 2: Die Tiefenstrukturen der Verdrängungsgesellschaft
Teil 3: Wie kommuniziert man die Klimakrise?
Die aktuelle mediale Kommunikation der Klimakrise scheint an ihre Grenzen zu stoßen - und die mediale Berichterstattung scheint einen gewissen Ermüdungseffekt zu bewirken. In dieser Situation wird die Effizienz von rationalen Argumenten mit dem Zweck einer Verhaltensänderung zunehmend in Zweifel gezogen. Wie können Medien einen positiven Umgang mit der Klimakrise finden und diese so kommunizieren, dass Menschen fähig sind, diese Informationen auch aufzunehmen und zu verarbeiten? Hat die Kommunikationsstrategie des "Verhinderns der Katastrophe" ausgedient in Zeiten, in denen diese Katastrophe in Form von Flutkatastrophen, Waldbränden und Rekordhitzewellen mehr und mehr Bestandteil des menschlichen Alltags wird? Vertreter:innen des Genres "Hopepunks" raten dazu, sich weg von der reinen Negativberichterstattung zu bewegen und sich stattdessen auf gut funktionierende Positivbeispiele zu fokussieren. Wie sähe eine wirksame Kommunikation inmitten des "Kollapses" aus und was für solidarische Praktiken ließen sich mit ihr entwickeln?
Ein großer Dank an Alexandra Augustin für ihren großartigen redaktionellen Support beim Machen der Sendung!
Dienstag, 3. Juni 2025
"Moralisateur-ice, moi ?" - leg 4 of our Moralizing-Tour in the Quartier Libre de Lentillières, Dijon
Tomorrow we will have our 4th leg of our Moralizing-Tour in the wonderful ZAD / Quartier Libre de Lentillières in Dijon. Find the invitation below <3
Moralisateur-ice, moi ?
discussion participative
mercredi 4 juin 2025
16h-18h à la Chouchou
As-tu déjà eu l'impression d'être moralisateur ou moralisatrice, que tu le veuilles ou non ?
Lorsque tu étais devenu-e un exemple de comportement écologique ou que tu faisais une grimace d'irritation face à un commentaire raciste ou sexiste ? La morale et la moralisation ont longtemps été perçues comme l'apanage des conservateurs et des prudes privilégiés aux lèvres pincées. Elle a été utilisée contre nous, les queers et les progressistes. Mais ces derniers temps, la situation semble avoir changé. Les conservateurs paniquent de plus en plus face à ce qu'ils perçoivent comme des moralisateurs et des grondeurs "woke". En outre, les mouvements fascistes tels que le trumpisme peuvent être compris - en partie - comme étant motivés par une rébellion contre cette moralisation perçue. Comment en sommes-nous arrivés là ? Et...
Comment pouvons-nous comprendre une moralité queer ? En pensant à des films comme "Pride", dans lesquels la construction d'une morale est un élément essentiel de la construction de coalitions queer entre les mineurs de charbon à la campagne et les queers en ville, nous voulons réfléchir au rôle de la moralisation dans notre société. Nous essayons de comprendre la moralisation comme un processus de construction de communautés dans les temps catastrophiques à venir, communautés qui ont plus de pouvoir que les conservateurs qui s'accrochent à leur ancienne moralité. Dans cet atelier, Alexis Shotwell et Kilian Jörg souhaitent discuter avec vous de leurs expériences personnelles en matière de moralisation dans et autour des espaces militantes et queers - qu'elles soient bonnes ou mauvaises.
***
Alexis Shotwell enseigne et écrit à Ottawa, sur des terres algonquines non cédées, où elle fait partie du collectif anarchiste Punch Up (www.punchupcollective.org). Ses recherches portent sur la complexité, la complicité et la transformation collective. Elle est co-chercheuse pour le AIDS Activist History Project (www.aidsactivisthistory.ca) et auteure de Knowing Otherwise : Race, Gender, and Implicit Understanding and Against Purity : Living Ethically in Compromised Times.
Kilian Jörg travaille à la fois sur le plan artistique et philosophique sur le thème de la catastrophe écologique et sur la manière dont ses forces transformatrices peuvent être imaginées et déployées au mieux. Ses publications précédentes portaient sur la culture des clubs, le contrecoup politique d'un point de vue écologique, la culture de la distance en période de catastrophe et une religion spéculative des déchets. Ses recherches actuelles portent sur la voiture en tant que métaphore de nos liens toxiques avec les modes de vie modernes (Autodestruction, à paraître en septembre 2025 chez Wildproject), sur les effets socio-psychologiques de la vie avec l'écocide et sur les stratégies activistes radicales de récupération des terres comme la ZAD de NDDL en France (Durchlöchert den Status Quo !, 2025). Kilian travaille à la fois en théorie et en pratique artistique et militante sur la façon de créer des rituels qui nous permettent de cultiver des sentiments plus complexes en temps d'effondrement. Kilian est affilié à plusieurs collectifs, dont le Futurama.Lab, Stoffwechsel - Ecologies of Collaboration et le SFB Affective Societies à la FU Berlin.
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La Chouchou
Quartier Libre des Lentillères
42 rue Amiral Pierre, Dijon
Dienstag, 27. Mai 2025
An Ecology of Moralizing - Leg 3 of Europe-Tour: Munich
As the third leg of our "Moralizing"-Tour in Europe, Alexis Shotwell and me will give a workshop at the HFPH in Munich next Monday. Find all infos here.
“Moralizing” is now mostly regarded as a pejorative. How did this start? The term is often – especially from the left – seen as the purview of the pursed-lips privileged prude who disregards the material grounds and social complexities of capitalist life. To be moralizing is to be naive, preposterous and even apolitical. Thus, while many want to be ethical humans, few want to appear to be moralizing under any circumstances. In this presentation, we examine how we have gotten to this point and ask if this prevalent dualism between ethics (as good) and morals (as bad) is not itself an oversimplification neoliberal theory thrives on. We reformulate moralizing as a situated, concrete form of custom- and community-building in a shared planetary situation of ongoing catastrophe. We argue that this kind of moralizing might be essential for the long breath that transformative politics require in today’s dire situation.
This workshop is organized by Prof. Dr. Barbara Schellhammer and Lena Schützle (Intercultural Social Transformation).
We invite students, colleagues, and pro philosophia e.V. members to join the discussion.
Please register via zgf@hfph.de . The Workshop will be held in English.
Donnerstag, 22. Mai 2025
"In dieser Gesellschaft sind wir gezwungen, das Auto zu begehren" - Gespräch im Dissens-Podcast
Ich durfte mit Lukas Ondreka vom Dissens-Podcast ein langes und sehr gelungenes Gespräch über das Auto, politische Herausforderungen und die ökologische Katastrophe führen. Unten findet ihr alle weiteren Infos und einen Link.
Darauf hinzuweisen, wie schädlich das Auto für Mensch und Umwelt ist, damit werden werden wir nicht zu einer autofreien Welt kommen, ist Kilian Jörg überzeugt. In seinem Buch "Das Auto und die ökologische Katastrophe" zeigt der Philosoph und Aktivist, wie tief die Automobilität in uns alle eingeschrieben ist - das Auto ist etwas, das wir im Kapitalismus begehren müssen. Öko-Linke müssen die Abhängigkeit vom und auch die Lust am Auto ernst nehmen, das Begehren umleiten auf eine Gesellschaft, die nicht so toxisch ist, dass wir uns ins Auto flüchten wollen. Ein Gespräch über das SUV als Schutzraum in der Ellenbogengesellschaft, Auto-Entzug durch Stadtplanung und Verkehrswende-Aktivismus mit Humor.
Dienstag, 20. Mai 2025
An Ecology of Moralizing @ HU Berlin, 21.5.2025
The next leg of our European moralizing tour is taking place tomorrow at HU Berlin - please join us for a frutiful dicussion!
Impulsvortrag u. Workshop mit Kilian Jörg & Alexis Shotwell
21. Mai 2025, 12-14 Uhr, Institut für Kulturwissenschaft, Medientheater in der Georgenstraße 47, HU-Berlin
Why is „moralizing“ mostly regarded as a pejorative conversation ender today? How did this start? The term is often – especially from the left – seen as the purview of the pursed-lips privileged prude that are disregarding the material grounds and social complexities of capitalist life. To be moralizing is to be naive, preposterous and even apolitical. Thus, while most want to be ethical humans, few want to appear to be moralizing under any circumstances.
In this presentation, we examine how we have gotten to this point and if moralizing is happening whether we want it or not. We ask if a rejection of moralizing as judgemental condemnation is perhaps in itself an oversimplification neoliberal philosophy thrives on. By reviewing radical sources of anarchist moralizing, we want to reformulate it as a situated, concrete form of custom- and community-building in a shared planetary situation of ongoing catastrophe. We argue that this kind of moralizing might be essential for the long breath that transformative politics require in today’s dire situation.
Mittwoch, 14. Mai 2025
"Durchlöchert den Status Quo!" & "A100 Wegbassen" in Berlin
Nächste Woche habe ich mal wieder ein paar Veranstaltungen in Berlin:
1) Zuallererst ist am 17.5 A100 Wegbassen, wohin ich alle ganz eindringlich einlade, die für eine lebenswerte Stadt in Berlin sind. Von 14-17h ist Demo beim S Bahnhof Treptower Park, und ab 17h RAVE! Ich - und einige ganz tolle Genoss*innen - werden auch bei der Demo sprechen und euch einen tollen Überblick über die sehr diverse Anti-Auto-Protestbewegung in Europa geben können. Außerdem werde ich aus dem Kapitel zur "Utopie der autofreien Welten" aus meinem Buch "Das Auto und die ökologische Katastrophe" lesen. Lasst Euch das ganze Spektakel nicht entgehen!
2) am 21.5, 20h diskutieren Michael Hirsch und ich im Rahmen des Programms "Roter Mai" im Brechthaus mit Katja Wagner und Maximilian Hauer zum Thema "Ökologie - klassenpolitisch vs. autonom" (wobei ich diese Gegenüberstellung nicht übertreiben würde). https://lfbrecht.de/projekte/roter-mai-2025/
3) am 23.5, 18h präsentieren Michael Hirsch und ich unser Buch "Durchlöchert den Status Quo!" bei den Linken Buchtagen im Mehrringhof. https://linkebuchtage.de/home/freitag-23-mai-2025/durchlochert-den-status-quo
Ich hoffe, ich sehe einige von Euch bei den Veranstaltungen - und alle auf der Demo :)
Sonntag, 11. Mai 2025
An Ecology of Moralizing @ OFF Brussels, 14.5.2025
After our North-American tour last fall, Alexis Shotwell and me will be touring Central Europe for the next months - again giving a few lectures and workshops on our current book project An Ecology of Moralizing. Our first leg will be in the nice queer space One Field Fallow in Brussels on the 14th of May, Wednesday from 19:30 onwards.
Find our abstract below and we are looking forward to see you there!
Have you ever felt you are moralizing whether you wanted it or not? When you stood out as an example in ecological behavior or just made an irritated face at a racist or sexist comment? Morality and moralizing have for the longest time been perceived as the purview of the conservatives and the pursed-lips privileged prude. It was used against us queer and progressives. But in recent times this seems to have changed. Conservatives are more and more panicking about what they perceive as "woke" moralizing and scolding. Furthermore, fascist movements such as Trumpism can be understood - in part - as motivated by a rebellion against this perceived moralizing. How did we get there? Is it actually bad to talk about what would be a good way to live together?
We propose a queer project of building morale through better understanding and practicing moralizing. Thinking with histories of AIDS activism and movies like "Pride" (in which building morale is an essential part of coalitions between coal miners in the countryside and queers in the city), we want to think about the role of moralizing in our society. Moralizing as a process of building communities in the catastrophic times to come which have more agency than conservatives, who cling to their old morality. In this workshop Alexis Shotwell and Kilian Jörg want to discuss with you personal experiences with moralizing - whether good or bad.
The Car as a Machine producing Nature - Publication in "Vivir bien"
As an offspring to my research on the car, I was invited by Manuel Moser to contribute to his edited volume on "Vivir bien" with a condensation of my research in paper form. You can now find the paper as a free pdf online here.
"The car is perhaps the symbol of the good life in its modern declination. To live a middle-class lifestyle, to inhabit a single family house in the suburbs and to own two or more cars to commute to work and go shopping with is still the predominant idea of having achieved something. Although this ideal is perhaps waning in some urban centers of the more privileged zones, for many in the more recently industrialized countries, these ideals of the modern Good Life only recently have begun to spread—with ecologically catastrophic consequences, as is well known.
At the same time in many booming discourses, Modernity (with a capital M) as a whole and the modern, consumerist lifestyle in particular is more and more seen as an obstacle we need to overcome in order to ensure the possibility of living and dying well in a future marked by global warming, the sixth mass extinction and other factors of biospherical demise. However, while there is a lot of recent research about Modernity as a philosophical and cultural construct that entails problematic relations with the environment, 1 there is comparatively little research about how this abstract concept of Modernity is embodied in everyday-life by means of prostheses that not only enable modern lifestyles, but also reproduce the conceptual tendencies/biases of modern thought as an everyday practice. I want to argue that, while it is true that Modernity (at least in its European form that is mostly discussed in academic and other circles) has started out in the realm of the philosophical and conceptual by mostly privileged white men having “enlightened” ideas in elitist academic circles of 17th century Europe, the problem of Modernity can today only fully be understood if we regard it as a prosthetic practice producing these mindsets as an everyday practice for everybody wanting to participate in modern life-worlds.
In this paper, I want to exemplify this very broad argument with a concrete example: I want to show how automobility—as one of the main prostheses needed to achieve a modern Good Life—(re)produces one of the central modern philosophical concepts: that of Nature (with a capital N). I want to show that the problem of automobility is not only its toxic exhausts damaging the environment, but also that it produces a certain attitude towards the environment that unifies it as one external Nature. This reproduces the modern hitherto “merely” philosophical concept of Nature as an embodied practice that is required to participate in contemporary modern culture. The modern cosmology of Naturalism (with a capital N) (in Philippe Descola’s sense) is thus transformed from a mindset of some elitist philosophers into a popular common sense that stabilizes a catastrophic status quo on an ontological globalized level.
In order to show this, I will first give a short overview about how Modernity is problematized by contemporary theories such as New Materialism, Ecosophy or Ecofeminism by focusing on its critique of the concept of Nature through the lens of ecofeminist theorist Carolyn Merchant and black studies philosopher Denise Ferreira da Silva. I will then move on to show how such a “naturalist” relationship to the environment has been popularized by means of modern technological prostheses such as the train and, more radically, the car. I will end this paper with a short reflection on the political consequences of these findings and sketch some pitfalls that alternative concepts of the Good Life, such as Vivir Bien, would have to avoid in order to become an environmentally flourishing ideal and viable alternative to the modern Good Life."
Mittwoch, 7. Mai 2025
"Durchlöchert des Status Quo!" - Gespräch im Radio FSK
Bei unserem Besuch in Hamburg haben wir im Hotelzimmer ein tolles Gespräch über die utopische Politik des "Durchlöchert des Status Quo!" mit Nora Sdun geführt, welches jetzt online ist. Ich bin sehr glücklich über die vielen Details und Präzisierungen, die wir in diesem langen Gespräch ansprechen können.
--> ihr könnt das Gespräch hier nachhören und downloaden
Zu hören ist ein langes Interview mit den Autoren Michael Hirsch und Kilian Jörg. Das Buch heißt »Durchlöchert den Status Quo« und ist im März 2025 im hamburger Verlag Edition Nautilus erschienen, in der Reihe der Nautilus Flugschriften.
Eine kurze Einführung zum Buch: Die politische Gegenwart ist paradox: Während den meisten Akteur*innen in Politik, Gesellschaft und Bewegungen klar ist, dass angesichts der Klimakatastrophe ein Weitermachen wie gehabt unmöglich ist, ist eine Alternative zum Status quo so unvorstellbar wie noch nie. Die politische Fantasie scheint verödet, das Vakuum der Demokratieverdrossenheit wird von rechts besetzt. Michael Hirsch und Kilian Jörg starten den Versuch, die linke Vorstellungskraft wieder aufzuforsten – inspiriert von dem in Frankreich berüchtigten Konzept der »zu verteidigenden Zone« (Zone à défendre – ZAD). Die berühmte ZAD in Notre-Dame-des-Landes besteht seit über fünfzehn Jahren als ein aus Verwertungszusammenhängen herausgelöstes Gebiet, in dem mit neuen sozialen Beziehungen, mit neuen Verhältnissen zu Arbeit und Ökologie experimentiert wird.
Gerahmt wird das Interview von zwei weiteren Elementen:
1) Das Soundstück von Nina Kuttler und Louis d’Heudieres, mit dem Titel »that metal voice quavers«. Ihr Hörstück handelt vom Abbau eines fiktiven Minerals unter fragwürdigen Bedingungen, um in den kapitalistischen Kreislauf eingespeist zu werden.
2) Eine kurze Passage aus dem Roman »Die Flüchtigen« von Alain Damasio, 838 Seiten,
Übersetzung von Milena Adam, erschienen bei Matthes & Seitz Berlin 2021
Freitag, 2. Mai 2025
"Die Freiheit, die wer meint?" Panel with Jens Balzer und Angela Richter @donaufestival 2025
"Die großen Systeme krachen. Das Misstrauen gegen den „Deep State“ und seine Institutionen wird algorithmisch befeuert, die Demokratien erscheinen durch einen neuen Autoritarismus bedroht. Im Kern vieler Debatten steht der Streit um die Freiheit. Wer ist wovon frei und wozu könnte sie dienen? Dazu diskutieren Jens Balzer, der ein Buch über den Postliberalismus vorbereitet, Kilian Jörg, der für radikale Demokratie und eine ökologische Wende plädiert und Angela Richter, die für Individualismus und einen antiautoritären Liberalismus eintritt."
Übermorgen darf ich am Donaufestival 2025 in Krems mit Jens Balzer und Angela Richter über kein geringeres Thema als die Freiheit diskutieren. Mal sehen was dabei rumkommt - für mich ist Isabelle Stenger's Satz "Liberté est si un peuple peut créer ses propres problèmes" hier immer noch leitgebend und ich bin gespannt, ob wir in der Stunde zu dritt so tief gehen können, dass man diesen Satz auseinandersetzen kann.
Ecological Reasonings - Talk at Uni Wien online
Mein Talk über "Ecological Reasonings" auf der Universität Wien ist jetzt auch online verfügbar! Danke an Arno Böhler und Sonja Fiala für die wunderbaren einleitenden Worte und die gelungene Veranstaltung. Das Buch gibt es online für viel zu viel Geld zu kaufen - wer sich das nicht leisten kann, soll mir bitte eine Email schreiben.
Mittwoch, 23. April 2025
"Das Auto und die ökologische Katastrophe" @ PMK, Innsbruck
Donnerstag, 17. April 2025
Interview zu Auto und ZAD im Kleberx-Podcast
Ich durfte im Kleberx-Podcast über das Auto, die ZAD, den Frust bei Tempo 150 und die Notwendigkeit des radikalen Umbaus unserer Umwelten als zukunftsgewandte "Umweltpolitik" sprechen. Ihr könnt ihr unten nachhören und hier noch mehr Infos finden.
"Der quälende Stau, Lärm und Abgase durch Autos erscheinen uns normal. Sind wir noch bei Verstand? Der Philosoph Kilian Jörg schlägt Alternativen vor, wie wir Verkehr und unser Zusammenlaben umgestalten können. Städte wie Paris machen das schon vor. Das Automobil hat sich in den Alltag eingebrannt, doch das ist weder sinnvoll noch umweltschonend. Offenbar gehen wir kapitalstarken Unternehmern und egoistischen Politikern auf den Leim, wenn wir unseren Umgang mit dem Objekt Auto nicht hinterfragen."
Dienstag, 15. April 2025
"Durchlöchert den Status Quo!" im Schauspielhaus Hamburg, 17.4
Am Donnerstag, 17.4, 19:30, stelle ich mit Michael Hirsch "Durchlöchert den Status Quo!" im Schauspielhaus Hamburg vor. Tickets und mehr Info hier.
Spekulation: Was wäre, wenn der Staat das Potenzial autonomer Zonen erkennen und fördern würde – statt es zu bekämpfen? Den Status quo zu durchlöchern, das bedeutet auch, beharrlich zu betonen, dass hinter der trüben Lethargie des kapitalistischen Realismus noch immer die Möglichkeit einer Vielfalt anderer Welten liegt – die Zukunft ist eine zu verteidigende Zone.
„Michael Hirsch und Kilian Jörg gelingt etwas ganz Erstaunliches: Sie verbinden die wildesten Impulse des französischen Linksradikalismus mit einer soliden, geradezu demütigen Reformperspektive, die den Staat auf Gemeinwohl und Gemeinbesitz verpflichten will. So gilt gleich doppelt: Wir müssen die Revolution nicht erfinden, sondern in Wald und Verwaltung das verteidigen, was das freie Zusammenleben aller ermöglicht.“ Eva von Redecker
Mittwoch, 9. April 2025
"Das Auto und die ökologische Katastrophe" - Video Online
Für diejenigen, die noch nicht zu einem Vortrag zu meinem Buch "Das Auto und die ökologische Katastrophe" kommen konnten, oder einfach mal wissen wollen, worum genauer es in meinem Buch geht: die UB Wien hat meine Präsentation gefilmt. Ihr findet sie jetzt auf youtube und hier:
Danke an Sonja Fiala für die Einladung und Alexandra Ganser für die wunderbare Einführung! Das Buch könnt ihr entweder in Eurem lokalen Buchladen oder direkt über den Verlag online bestellen.
Dienstag, 1. April 2025
Buchvorstellungen im April in Berlin: Das Auto und die ökologische Katastrophe & Durchlöchert den Status Quo!
Montag, 31. März 2025
Zwei Buchvorstellungen in München am 7+8.4: "Durchlöchert den Status Quo" in der Favorit-Bar und "Das Auto und die ökologische Katastrophe" im EineWeltHaus
Nach den zahlreichen Veranstaltungen der letzten beiden Wochen in Wien mache ich mich auf den Weg zu einer Deutschlandtour mit meinen BEIDEN neuen Büchern. Ich werde diese einzeln posten, aber unten findet ihr schon mal eine übersichtliche Auflistung mit Links. Erster Halt ist München, wo ich "Durchlöchert den Status Quo" am 7.4. in der Favoritbar und "Das Auto und die ökologische Katastrophe" am 8.4 im EineWeltHaus vorstellen werde.
Den Link zur Veranstaltung im EineWeltHaus findet ihr hier.
Weitere Buchvorstellungen:
3.4 in der Liberia Utopia, Wien
9.4: "Durchlöchert den Status Quo!" (mit Michael Hirsch) in der Bücherkiste in Siegen
16.4: "Durchlöchert den Status Quo!" in Zabriskie - Buchladen für Natur und Kultur, Berlin
17.4: "Durchlöchert den Status Quo!" im Schauspielhaus Hamburg
24.4: "Das Auto und die ökologische Katastrophe" im PMK in Innsbruck
4.5: beim donaufestival in Krems
21.5: im Brecht-Haus in Berlin
23.5: bei den Linken Buchtagen in Berlin
Sonntag, 23. März 2025
Ökologie als Kulturarbeit? Erste Skizze eines Zwentendorf-Feiertags - am 29.3 im Atelier Kombinage
Ich freue mich sehr, mein nächstes größeres Kunstprojekt zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Gemeinsam mit Tomas Zierhofer-Kin und Verena Frauenlob, die eine erste Skizze eines Rituals performen wird, sprechen wir am 29.3 im Atelier Kombinage über die philosophischen und gesellschaftlichen Ideen hinter dem Projekt "Zwentendorf-Feiertag", welches am. 5.11 zum ersten Mal geschehen wird!
Freitag, 21. März 2025
"Durchlöchert den Status Quo" - JETZT IM BUCHHANDEL ERHÄLTLICH !!
Vorgestern hat mich unser neues Buch "Durchlöchert den Status Quo" postalisch und frisch aus der Druckerei erreicht. Ich bin sehr froh, dass dieses politisch neue Wege gehende Buch mit Michael Hirsch nun das Licht der Welt erblickt hat und bin schon sehr gespannt auf die Rezeption! Hier schon mal das Urteil von Eva von Redecker über unser Buch:
»Michael Hirsch und Kilian Jörg gelingt etwas ganz Erstaunliches: Sie verbinden die wildesten Impulse des französischen Linksradikalismus mit einer soliden, geradezu demütigen Reformperspektive, die den Staat auf Gemeinwohl und Gemeinbesitz verpflichten will. So gilt gleich doppelt: Wir müssen die Revolution nicht erfinden, sondern in Wald und Verwaltung das verteidigen, was das freie Zusammenleben aller ermöglicht.«
Wir werden das Buch in den nächsten Wochen in diversen Städten vorstellen, Liste weiter unten. Alle Infos zum Buch findet ihr auf der Verlagshomepage von Nautilus!
Buchvorstellungen:
3.4 in der Liberia Utopia, Wien
7.4 in der Favorit-Bar, München
9.4 in der Bücherkiste in Siegen
16.4 in Zabriskie - Buchladen für Natur und Kultur, Berlin
17.4: im Schauspielhaus Hamburg
4.5: beim donaufestival in Krems
21.5: im Brecht-Haus in Berlin
23.5: bei den Linken Buchtagen in Berlin
Donnerstag, 20. März 2025
soiled love: caring for the wound - 2.4.2025 with Stoffwechsel - Ecologies of Collaboration
In recent years, Stoffwechsel – Ecologies of Collaboration has investigated autonomous zones and spaces of resistance where different concepts of the future collide. Where old, modernist futurisms and new, ecological forms of life clash as resistant practices, wounds often appear that last much longer than the struggles over them. The Stoffwechsel collective has set itself the task of staying with these wounds and caring for them in a kind of witnessing: to be there for the feelings that arise in such places of devastation and upheaval of the landscape; to linger where no one wants to stay – close to and in the pure transit zones of urban planning.
In this spirit, we are making a pilgrimage for the second time to Hausfeldstraße, where another urban motorway is currently being built with a considerable structural intervention in the former village structure of Hirschstetten and where the occupations against the construction of the Lobau motorway tunnel took place in 2021.
We invite you to walk together, observe and perceive the still open wounds of an expanding city driven by automobilism and try to sense life and survival in these sacrificed zones.
--> find more info and details here.
Donnerstag, 13. März 2025
"La voiture électrique : un maintien du statu quo sous de verts auspices" dans LES TEMPS QUI RESTENT
I am very happy to announce that my first article in french, translated by Pierre Schwarzer, has been published in the Journal LES TEMPS QUI RESTENT in a special dossier on Lithium. It is a further development of excerpts of chapter 10 of my German book "Das Auto und die ökologische Katastrophe". At this occassion I can already announce that the book is currently in translation an will appear under the beautiful title "Autodestruction" with Edition Wildproject in September!
Thanks to Louis Bidou for the kind invitation to contribute! The Abstract of the paper is:
Symbole incontournable de la « transition écologique », la voiture électrique est souvent présentée comme l’avenir de la mobilité. Pourtant, en 1905, près de 35 % du parc automobile mondial était déjà électrique, contre moins de 2 % aujourd’hui. Comment expliquer ce paradoxe ? Le futur que l’on nous vend n’est-il qu’un retour déguisé au passé ? Et si, sous couvert d’innovation, nous ne faisions que continuer notre présent et ses politiques dévastatrices ?
Montag, 10. März 2025
Ecological Reasonings - book presentation @ FB Philosophie der Universitätsbibliothek Wien, 24.3
I am thrilled to be able to present my book Ecological Reasonings, that started out as a PhD at the University of Vienna, at its library on the 24.3 - the place where I have spent countless hours of going mad with the manifold and uncountable reasonings I describe in the book. The presentation with be introduced by my dear supervisor Arno Böhler. Furthermore, I am presenting two of my books within a week at University of Vienna - which is especially gorgeous since I have always planed those two books as "twin books": while Ecological Reasonings is the more strictly speaking philosophical book, I try to show in Das Auto und die ökologische Katastrophe (that I am presenting at the same location on the 20.3) how a regime I term "Monorationalism" is being inscribed into our modern life-worlds, thus forcing us to all embody this limited version of reasonabilty (whether we like it or not).
Welche Rolle hat die „Vernunft“ bei der Bewältigung der katastrophalen ökologischen Situation im frühen 21. Jahrhundert? Kann dieses althergebrachte Konzept seine problematische Rolle in der westlichen Epistemologie ablegen und einen neuen Platz und eine neue Funktion im Umgang mit dem Anthropozän finden? In "Ecological Reasonings" argumentiert Kilian Jörg, dass wir die Vernünfte auf unsere Gefahr hin ignorieren.
Das Buch dreht sich um die Idee, dass wir "die Vernunft" in die gegenwärtige Bewegung zur Pluralisierung der Schlüsselkonzepte der westlichen Philosophie einbeziehen müssen, um sie zu retten – wo wir früher von der Natur, der Wissenschaft und der Technologie sprachen, sprechen wir heute von Naturen, Wissenschaften und Technologien. In gleicher Weise ist es an der Zeit, die Vernunft als "Vernünfte" neu zu konzeptualisieren – als vielfältigen und multiperspektivischen Reichtum an mehr-als-menschlichen Intraaktionen, der eine vitale Alternative zum akademischen Mainstream-Denken schaffen kann.
Unter Rückgriff auf ein breites Spektrum theoretischer Traditionen, darunter neuer Materialismus, Ökofeminismus, verkörperte Performance und spekulative Philosophie, verwebt Jörg unzählige Stimmen und Aspekte miteinander, um die reiche Textur seiner*ihrer pluralistischen Vision zu demonstrieren. Der Einfluss dieser neuen "Vernünfte" auf die drängenden Herausforderungen unserer Zeit zeigt sich in der schieren Bandbreite der Gegenstände dieses Buchs, von der Rolle der künstlichen Intelligenz über Post-Truth bis hin zur Frage, wie Wissenschaften unser Selbstverständnis prägen können.
Freitag, 7. März 2025
Das Auto und die ökologische Katastrophe @ FB Philosophie der Universitätsbibliothek Wien, 20.3
Ich freue mich sehr, mein Buch "Das Auto und die ökologische Katastrophe" am 20.3 in der UB Philosophie der Uni Wien zu präsentieren - eine Bibliothek, in der ich viele Stunden mit der Arbeit an Seminararbeiten im BA verbracht habe :) Einleitende Worte werden von der wunderbaren Alexandra Ganser kommen, es wird Brot und Wein geben und eine kleine Bilderausstellung unseres Performanceprojekts "Diverting the Public Space" - ich freue mich sehr auf den Abend und hoffe viele von Euch dort zu sehen!
Dienstag, 4. März 2025
How rebellion against moralizing has become a surprising rallying point for the political right @ The Conversation
Alexis Shotwell and me wrote a little comment about moralizing, triggered by JD Vance's statement at the Munich Security Conference: “If American democracy can survive 10 years of Greta Thunberg’s scolding, you guys can survive a few months of Elon Musk.” This statement seemed to express so much we are working on currently in our book project "An Ecology of Moralizing" so we decided to take a break from the actual work of the book and write this article. The style and tone of the article is unusual to me, but it was an interesting exercise to intervene in current debates like that.
Donnerstag, 20. Februar 2025
Letzte Generation - Dark Version
Ich habe gestern eine Szene auf einer Wiener Straße erlebt, die mich seither verfolgt. Es war wie die post-apokalyptische Version der Straßenblockaden der Letzten Generation - ich habe sie aufgeschrieben, um sie irgendwie zu verdauen. Ein Versuch.
Eine junge Frau mit recht dunkler Hautfarbe stürzt vor mir unter Tränen auf die Straße und schreit das bremsende Auto an: „Überfahr’ mich! Ich kann so nicht mehr leben, diesen Rassismus überall, ich halte ihn nicht mehr aus.“ Der Lenker, weiße Hautfarbe, ist sichtlich überfordert von der Situation, er steigt halb aus seinem Fahrzeug aus, über seinen Blick huscht eine Mischung aus Entsetzen und Mitgefühl. Doch sein Körper verkrampft ungesund und sein Mund zischt Laute, die zwischen „Schleich di’“ und „Fotze“ varieren. Männliche Hilflosigkeit.
Der Radfahrer hinter mir, von dem ich vom Hipster-Aussehen geschlossen mehr erwartet hätte, geht nun auch auf die heulende Frau zu und versucht sie zu beruhigen. Doch seine Worte sind bloß: „Sie können da nicht auf der Straße sein, da wollen die Autos fahren“ – als ob dies eine unumgängliche Überzeugungskraft hätte, egal wie psychotisch der Anfall gerade ist. Da die Frau, wenig überraschend, nicht reagiert, wiederholt er nur repetitiv seinen Satz und schließt damit, dass man nichts anderes machen kann als die Polizei zu rufen. Dann droht er mehrmals mit der Polizei und versichert, dass die helfen kann.
Vorhin hatte ich versucht, die verzweifelte Frau möglichst nett anzusprechen, um sie irgendwie zu beruhigen. Doch sie wiederholte nur ihren Todeswunsch und dass sie nicht mit mir sprechen wolle. Da die beiden Männer weiter schimpften / mit Polizeianrufen halfen, verlagerte ich meine Aufmerksamkeit auf die beiden und fragte diese, ob das wirklich ihr bester Einfall wäre im Umgang mit einer Person, die offensichtlich gerade einen psychotischen Anfall aufgrund des grassierenden Rassismus in diesem Land erfuhr. Ich meinte vorhin zu erkennen, dass sie aus einem Magistrat auf die Straße gelaufen war, welches über Anerkennungs- und Weiterbildungsmaßnahmen entschied. Die beiden Männer fühlten sich auf den Schlipps getreten, wiederholten sich jedoch schleifenartig nur in ihren jeweiligen Empathieblockaden. Sie hatten sich nicht ausgesucht hier zu sein und was gebe es einer das Recht sich hier gerade vor ihnen umzubringen.
Irgendwann hatte der Autofahrer es irgendwie geschafft, an der Frau vorbei zu kurven. Doch sie lief entschieden vor das nächste, größere Auto und wiederholte schreiend ihre Forderung, überfahren zu werden. Sie könne nicht mehr.
Der Fahrer des Kleintransporters, sichtlich auch jemand mit migrantischem Hintergrund – und scheinbar unter Lieferstress – , stieg aus und versuchte die Frau zuerst sanft an den Schultern von der Straße zu lenken. Doch als sie sich wehrte und nur ihren Selbstmordwunsch wiederholte, wurde auch er ungehalten, beschimpfte sie und brauste in seinem Auto davon.
Zum Glück schaltete sich dann auch irgendwann mal eine Person mit in die Szene ein, die emotional kein kompletter Analphabet war. Natürlich war die Person weiblich. Gemeinsam schafften wir beide es, die Verzweifelte davon zu überzeugen, dass sie jetzt hier niemand überfahren werde. Sie verließ weiter unter Tränen die Straße. Ich sagte ihr recht bald, dass die Polizei gerufen wurde – ob sie das denn wolle. Trotz des hierzulande unumstrittenen Rufs der lokalen Polizei als Vorfront des antirassistischen Widerstands wollte die Frau das nicht und lief panisch davon. Wir kamen ihr nicht nach. Wollten es wahrscheinlich auch nicht.
Der Stau und das Hupkonzert in der engen Straße im ersten Wiener Gemeindebezirk, welches wir hinterließen, löste sich langsam auf als ob nichts gewesen wäre. Alle diesen Männern, alleine hinterm Steuer von riesigen Maschinen, schien nichts wichtiger zu sein, als einfach nur weiter zu kommen, weiter ihrem scheiß Alltag hinterher zu hetzen. Und bitte möglichst nicht daran erinnert zu werden, dass dieser frustrierend ist. Wenn mich jemand mitfühlen macht, muss ich auch selber fühlen. Dies wird scheinbar als Angriff gewertet, unter den Scheißbedingungen des Lebens dieser Scheißmänner, scheinbar. Deswegen lieber, wie schon Jesus gesagt hat: Noli me tangere.
In der Luft liegt die Erinnerung an die Straßenblockaden der Letzten Generation, die sich letztes Jahr in Österreich aufgelöst hat, weil sie die Hoffnung auf die Transformation der Gesellschaft aufgegeben hat. Hier und heute erlebten wir, so erschien es mir, die dunkle, post-apokalyptische Version einer solchen Blockade. Und alle waren froh, dass das Leben so weiter geht wie bisher. Und die Abgase sich weiter in der Innenstadt stauen können. Fuck Patriarchy.
Mittwoch, 19. Februar 2025
"Die große Auto-Lüge: Wie wir uns selbst in die Katastrophe fahren" Interview mit Telepolis & Review in "Wirtschaft & Umwelt"
Ich durfte mit Frank Jödicke von der Telepolis über mein Buch "Das Auto und die ökologische Katastrophe" und eine politische Einordnung dessen in der faschistischer werdenden Gegenwart sprechen. Danke Frank für das Interview!
--> ihr könnt es hier nachlesen <--
Zeitgleich ist ein sehr nettes Review des Buchs im Magazin "Wirtschaft & Umwelt" der Arbeiterkammer erschienen. Ich zitiere:
>> Ihr findet es auf S. 33 hier <<
Montag, 17. Februar 2025
"Die Utopie der autofreien Welt" @ The Passenger-Podcast - Die Zukunft der Mobilität
Kann man utopisch Denken ohne den Kollaps zu negieren? Im Podcast "The Passenger" durfte ich über meine Utopie der autofreien Welt sprechen und diese in der aktuellen politischen Situation einordnen.
--> https://the-passenger.podigee.io/7-kilain-jorg <--
Wir lieben das Auto, aber diese Liebe ist toxisch. Das sagt der Wiener Philosoph Kilian Jörg. Tatsächlich haben Emissionen des Autoverkehrs einen großen Anteil an der aufziehenden Klimakatastrophe.
Doch wie können Alternativen zu unserer autobasierten Zivilisation aussehen? Über diese Frage sprechen Jörg und Host Christian Cohrs in dieser Epsiode von "The Passenger".
Es geht um die Utopie einer autofreien Welt, Zonen, in denen ein Leben mit einer anderen Mobilität bereits ausprobiert wird und die Forderung nach einem anderen Umgang mit den Pionieren eines nachhaltigeren Umgangs mit dem Planeten.
Wer tiefer in das Thema einsteigen will, bestellt sich am besten direkt Kilian Jörgs Buch "Das Auto und die ökologische Katastrophe – Utopische Auswege aus der autodestruktiven Vernunft" bestellen: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-7408-8/das-auto-und-die-oekologische-katastrophe/
Wenn du keine Episode und News verpassen willst, dann folge "The Passenger" auf Linkedin (https://www.linkedin.com/company/passengerpodcast) oder Instagram (https://www.instagram.com/the_passenger_podcast/).
Ich danke Christian Cohrs für das schöne Gespräch!
Mittwoch, 29. Januar 2025
The king was pregnant – SF Book Club #1 - online now
You can now listen to our discussion of Ursula K. LeGuins The Left Hand of Darkness from last Sunday online here: https://de.cba.media/694804
Dienstag, 14. Januar 2025
"The king was pregnant" - Science Fiction Book Club #1 - 26.1.2025, 14-15h
I am very much looking forward to chat with Julia Grillmayr and Sophia Rut in the first edition of the new Superscience Me Science Fiction Book Club at Radio Orange 94.0 about Ursula LeGuin's breathtakingly early (1968!) queer SF novel "The Left Hand of Darkness". It takes place on the 26.1 from 14-15h and you can call in - it will be a lot of fun :)
Freitag, 10. Januar 2025
Talk at "Noons For Now" (Ottawa) on 16.1: Science Fiction and How We Imagine Climate Futures
With my writing-partner and currently favorite person to think with we will give a talk at Ottawa's "Noons For Now" as part of the Carleton Climate Commons. You will be able to attend via Zoom (like I will) if you register online!
Often science fiction depicts the climate future as unlivable, or as barely survivable only through an intensification of “capitalist realism” – everything is for sale, only the rich have access to technologies sufficient for minimal comfort, and Earth ecologies are in continual free-fall or already destroyed in service of profit. In this conversation, we discuss science fictional imaginings of livable collective futures. We put two recent texts (Ruthanna Emrys’s A Half-Built Garden and M.E. O’Brien and Eman Abdelhabi’s Everything for Everyone) in conversation with an older non-dystopian imaginary (“P.M”’s bolo’bolo).
Alexis Shotwell is theory and science fiction fan, functional potter, and she bike rides in all weather. Alexis has been part of the Department of Sociology and Anthropology at Carleton since 2012 and cross-appointed to Philosophy and the Pauline Jewett Institute of Women’s and Gender Studies. Kilian Jörg is a philosopher and artist based in Vienna and Berlin whose research focuses on ecological epistemology and the intersection of art and philosophy.
Montag, 6. Januar 2025
Ecological Reasonings - Out Now!
Many of you know I have been working on what could be understood as Reasonability in the Anthropocene for more than 8 years. Well, what has been my PhD has now been released as a book titled Ecological Reasonings with Bloomsbury.
"Beautifully and carefully intervening in what have been perhaps too-settled waters, the book offers a compelling account of the sensuous and situated reasoning practices we might craft in confronting the multiple ecological catastrophes we face. Understanding reasonings as a collective endeavour, built in relationships among beings, actants, and our unevenly shared milieux, Jörg offers an inspiring call to building a different “we” that can playfully and in an ongoing way contribute to shared life in a living world."
What role does 'reason' have in tackling the catastrophic ecological situation of the early 21st-century? Can the concept shrug off its problematic role in Western epistemology and find a new place and function in dealing with the Anthropocene? In Ecological Reasonings, Kilian Jörg argues that we ignore reason at our peril.
This book revolves around the idea that in order to salvage reason, we must include it in the current move to pluralize the key concepts of Western philosophy – where we once talked of nature, science and technology, we now talk about natures, sciences, and technologies. In the same way, it is time to reconceptualize reason as reasonings – a diverse and multi-perspectival wealth of interactions that can create a vital alternative to the mainstream academic thought. Drawing on a broad span of theoretical traditions including new materialism, eco-feminism, embodied performance and speculative philosophy, Jörg weaves countless voices and aspects together to demonstrate the rich texture of his pluralized vision. The impact of these new reasonings on the pressing challenges of our time can be seen in the sheer scope of these elements, from the role of artificial intelligence to the post-truth society and how science can shape our own self-understanding.