Philosophy Unbound has been invited to do a performance at Philosophy on Stage #4 and after some brainstorming we decided to investigate into the links between Nietzsche's will-affirming, Übermensch-creating thought and today's Fitness Studio-culture. In corporal experimentation, Nietzsche's texts and - especially - Sloterdijk's interpretation of them we found plenty of parallels which we forged into a performance, that can be seen tomorrow and Saturday - 27th and 28th of November at 23h at the Studios of Tanzquartier Vienna. The PoS#4-Festival is officially sold-out, but we have been told, that you still might be able to access our performance, given that it is rather late and some festival-ticket-holders might already go to sleep after a long day. We hope to see you there and here's a little teaser, of what will be awaiting you.
This is the blog / recent activities of Kilian Jörg, a philosopher and artist mainly working on the ecological catastrophe and how we can culturally work with it. Find more on my homepage www.kilianj.org
Donnerstag, 26. November 2015
Donnerstag, 19. November 2015
Repost: Zum Anlass der Wienwahl
Montag, 12. Oktober 2015
Zum Anlass der Wienwahl
Unsere
politische Welt definiert sich kaum mehr durch eine Auseinandersetzung
zwischen Links und Rechts, sondern mehr und mehr durch eine zwischen
Establishment und Pöbel. Ein systemkonservatives Establishment versucht
die Stellung zu halten gegen das laute und gänzlich irrationale Lärmen
des Pöbels. Und innerhalb dieser neuen politischen Konfiguration geht
jede progressive, ehemals "links" genannte Politik unter.
Ein älterer Freund ist erstaunt darüber, dass "die Guten heutzutage teil des Systems sind". Mit den radikalen Politikzellen der 70er und 80er und deren shismatischer Revolutionspolitik groß geworden, wundert er sich, dass er heute mehr und mehr zum Establishment halten muss, dass er einst bekämpfte. Denn die einzige realistische Alternative ist die laute, inhaltslose Politik des Pöbels, die mit schlechten Schüttelreimen und einer aufs Ressentiment der Minderpriveligierten abzielenden Propaganda ein Programm fährt, von dem jede_r halbswegs Gebildete weiß, dass dieses genau jenes Land wirtschaftlich, kulturell und sozial ruinieren wird, welches es in so neo-faschistoid-nationalistischen Tönen glorifiziert.
Ein älterer Freund ist erstaunt darüber, dass "die Guten heutzutage teil des Systems sind". Mit den radikalen Politikzellen der 70er und 80er und deren shismatischer Revolutionspolitik groß geworden, wundert er sich, dass er heute mehr und mehr zum Establishment halten muss, dass er einst bekämpfte. Denn die einzige realistische Alternative ist die laute, inhaltslose Politik des Pöbels, die mit schlechten Schüttelreimen und einer aufs Ressentiment der Minderpriveligierten abzielenden Propaganda ein Programm fährt, von dem jede_r halbswegs Gebildete weiß, dass dieses genau jenes Land wirtschaftlich, kulturell und sozial ruinieren wird, welches es in so neo-faschistoid-nationalistischen Tönen glorifiziert.
Die
dominante, neoliberale Politik der letzten Jahrzehnte war erfolgreich.
Mit ihrer systematischen Aushöhlung des Sozialstaates und
Vermarktlichung beinahe aller Domänen des früheren Gemeinwesens
(Gesundheitswesen, Bildungswesen, Infrastruktur, öffentlicher Transport,
...) hat sie es geschafft, aus dem ehemals nach links tendierenden
Unterschichten einen maulenden Pöbel zu machen, dem sich kein
vernünftiger Mensch (so links oder "radikal" sie oder er sich auch
definiert) mehr anschließen kann: man muss zum Establishment halten, um
der inflationären wie gefährlichen Idiotie entgegenzutreten. Deswegen
ist es auch für die Merkels und Cos so leicht, sich heute als Stimme der
Vernunft zu gerieren (in der Flüchtlingsfrage, Umweltpolitik, usw.),
der man mit Widerwillen zustimmen muss: weil sie oder ihre Parteien den
Kapitalismus so wuchern lassen haben, dass ein solch furchteinflößender
Pöbel erst entstehen konnte. Sie scheinen eine Welt geschaffen zu haben,
in dem sie beinahe noch das geringste Übel zu sein scheinen.
Bei der gestrigen Wienwahl sind wir nocheinmal knapp der Ochlokratie entkommen.
Durch ein in den Medien heraufbeschwörtes Duell zwischen rot und blau
haben sich viele dazu hinreißen lassen, das (rote) Establishment zu
wählen und wir sind alle zu recht erleichtert, dass die SPÖ doch die
eindeutig stimmenstärkste Partei geworden ist. Doch wäre es jetzt das
gefährlichste, sich auf dieser Erleichterung auszuruhen. Denn wenn sich
nichts Gröberes in der gegenwärtigen Politik ändert, wird dieses Spiel
ewig so weiter gehen. Halten wir weiter an unserem neoliberalen (mehr
oder weniger "sozialistisch" gefärbten) Paradigma der Kommerzialisierung
des gesamten Lebens fest, wird sie weiter einen lärmenden Pöbel
kreieren, der das gesamte politische Feld lähmt und wahre und notwendige
Politik verunmöglicht. Denn ob sie nun Front National, Tea Party, AFD
oder FPÖ heißen, durch ihr lautes und diskursiv völlig unbrauchbares
Gepöbel, lenken sie die Aufmerksamkeit auf populistisch wirksame Themen,
gegenüber denen sich das Establishment als Stimme der Vernunft
generieren kann und uns so zwingt, ihnen die unsere am Stimmzettel zu
geben. Wirklich zeitgemäße und drängende Themen, wie z.b. jene der
Ökologie, des Feminismus, der Globalisierung und der post-nationalen
Strukturen (die ein Fakt und keine Ideologie sind) werden so nie
besprochen und wir sind einer gefährlichen politischen Stagnation
ausgesetzt, die wiederum den den Pöbel befördernden Politikfrust
auslöst.
Eine
kleine Dystopie zum Abschluss: wenn das politische Spiel so weiter geht
wie bisher, werden wir uns früher oder später in einem Kastensystem
finden. Irgendwann wird die Elite, das Establishment in Übereinstimmung
mit der gebildeteren Bevölkerung der Meinung sein, dass der Pöbel seine
Stimmfähigkeit verloren hat. Man wird erkennen, dass sein Lärmen zu
schädlich für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ist und wird
die Demokratie langsam abbauen, um die staatlichen Strukturen zu retten.
Es wird mehr und mehr (und erschreckender Weise: zu recht) als "vernünftig" gelten, nur jene am politischen Prozess teilhaben zu lassen, die privilegiert genug sind, sich seiner Staatsraison anschließen zu können.
Um
dies zu verhindern, muss sich etwas grundlegend ändern. Wer weiter an
der Demokratie festhalten will, muss sich dessen bewusst werden, dass
der Kapitalismus dabei ist, sich von der Demokratie zu emanzipieren (s.
hierzu u.A.: das unsichtbare Komitee oder Slavoj Zizek). Es ist an der Zeit sich zu entscheiden: Demokratie oder Kapitalismus - beides zusammen wird nicht mehr lange funktionieren.
Sonntag, 15. November 2015
What is ISIS / Daesh?
This post is not about giving an answer to this question - the habit of succumbing to answers too fast is one of our main problems and only results in constantly aggravating the situation even more.
I find it remarkable that I haven't yet seen one attempt of an in-depth analysis of the phenomenom of Daesh. Philosophers, Thinkers of today seem to ignore it - why don't Chantal Mouffe, Peter Sloterdijk, Judith Butler or Slavoj Zizek dare to speculate on the issue of these raving madmen? It seems to me like we all content ourselves with labeling Daesh as pure fanatic irrationalism and consider them not worth of further inquiry - "they are pure mad(wo)men, there is nothing to understand in their actions, nothing to analyse" seems to be the consensus.
Fair enough, but is this really all we can do? Do we really want to leave the interpretation of those terrorist attacks to populists and daily newspapers, who keep repeating the same old prayers, that will insure the situation to remain as stuck as it is.
Daesh seems irrational and pure evil. In fact, I can not help but being fascinated by them: they seem to be the incorporation of stereotypical Arabs from Hollywood action movies from the 70ies: they are pure evil, they have no morality worth considering and even their religiosity is pure blasphemy, according to almost every muslim cleric on the globe. They might be the becoming-reality of those dark-skinned, uranium selling, world enslavement craving monsters James Bond, Rambo or whoever shot down in huge numbers.
I think it is almost established as an consensus in the more intelligent debates that Daesh is much more a product of Western culture, its ongoing imperialism, its media (from film to ego-shooter computergames) and maybe even ideals, than of Islam. (I wholeheartetly recommend Mahi Binebine's breathtaking novel Les étoiles de Sidi-Moumen as an excellent demonstration that "the problem with Islam" is actually and much deeper down a problem of social inequality.)
Speaking of social inequality: this is the other idea I want to propose for an interpretation of Daesh: maybe it would help, if we understand these blind and insane bombings as a late and desperate expression of class struggle.
Class struggles' original ideology in the last two centuries was mainly communism in various interpretations. However, with the so called post-modernism the communist ideas proved themselves less and less adequate and were slowly deconstructed. Neoliberal capitalism seemed too overwhelming and managed (also with a lot of massive political, military, propagandic intervention) to obliterate communism as an ideology of hope and struggle for the underpriviledged classes. The promises of consumerism and popular participation of capitalisms' advantages persuaded the most. Those who still clung to those dying ideals of communism got more and more violent (RAF) and thereby helped to dismantle the ideas and make them ever more unattractive. Finally - and what is the most important for this analysis - the lower, exploited classes were outsourced into so called Third World countries.
By this development, these classes were completely bereft of all means for any intelligable class struggle: neither were their exploiters anywhere near and in any way attainable, nor did they posses any ideology which could at least enable them to think their misery. One could say neoliberalism formed perfect slaves: not even capable of understanding their predicament.
I think we should give it a try to think Daesh and the likes as desperate expressions of class struggle - or what's left of it. A class struggle which is neither heard, nor even understood by its actors, which only believe in celestial bliss after the noble martyr's death or whatever other nonesense. The bombers of Beirut, Mumbai, New York, London, Lagos, Tunis or Paris are the sad succesors of an ancient tradition of class struggle which was once, before its expiration, called communism.
These are a couple of ideas on the phenomenon on Islamic terror which I would like to put out for discussion. As intelectuals, let's try to go deeper into the matter then the news and politics. Let's try to first ask and understand the question "What is Daesh / ISIS?", rather than rushing into conclusions which might be dangerous.
//PS: After posting this I was referred to several good articles, which I will list here:
//PS: After posting this I was referred to several good articles, which I will list here:
- extremely interesting statistics about people that joined Daesh: http://www.cpdsi.fr/ - the majority comes from atheist and middle-class backgrounds, without any recent history of immigration!! (thanks to Paul Sztulman for the link)
Donnerstag, 12. November 2015
Philosophy Unbound #6 "Modern Talking" - 19/11/2015 @ Spektakel & Roxy Vienna
This is going pretty fast: I am happy to announce that - after not more than a year of existence - Philosophy Unbound is already going into its 6th Edition! This time - under the motto "Modern Talking" we will be discussing, performing and reflecting on our relation ship to language - in its broadest sense.
Philosophy Unbound #6 "Modern Talking" will again take place at Spektakel (Hamburger Straße 18, 1040 Vienna) and this time the Afterparty will be at Roxy (Faulmanngasse 2, 1040 Vienna) where I will be DJing :)
Performances by
Manuel Beck
Glas | Nielson | R. Hauser
Sebastian Lederle
Wolfgang Otter
Oravin
Schmusechor
and Open Stage
Open: 19:00
Begin: 20:00
Entry: Free Donation (suggested donation 5 Euro, we are a no budget organisation, everything will go to the performers)
Detailed information & program at philosophyunbound.tumblr.c om
Manuel Beck
Glas | Nielson | R. Hauser
Sebastian Lederle
Wolfgang Otter
Oravin
Schmusechor
and Open Stage
Open: 19:00
Begin: 20:00
Entry: Free Donation (suggested donation 5 Euro, we are a no budget organisation, everything will go to the performers)
Detailed information & program at philosophyunbound.tumblr.c
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