As a preparation for our Werkstatt Österreich Heute, I've had a couple of spontaneous conversations with readers of those free newspapers.
I've written down one of them from memory and would like to share it, for I feel it is quite telling and revelatory.
Mehrfach forderten die Uniformierten laut Polizeisprecher Roman Hahslinger den 14-Jährigen auf, den Wagen zu verlassen. Der aus Nigeria stammende Jugendliche weigerte sich jedoch und wurde daraufhin festgenommen. Die Drogenkugeln wurden sichergestellt. Das Motiv für die Aktion war nicht in Erfahrung zu bringen. Der 14-Jährige machte Hahslinger zufolge einen verwirrten Eindruck.
http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/Teenie-zeigt-Kokainkugeln-in-Polizeiauto-her/229985215 [18/4/2016]
I've written down one of them from memory and would like to share it, for I feel it is quite telling and revelatory.
5ter April 2016, vor der
U3 Station Stubentor. Sonnig, 22 Grad. Meine Gesprächspartnerin war
zwischen 60 und 70 Jahren, gut gekleidet und sprach ein gehobeneres
Wienerisch. Ich begann das Gespräch direkt vor einem
Österreich-Ständer.
Kilian: Darf ich
Sie fragen, warum Sie die nehmen?
Dame: Das kann ich
Ihnen gerne sagen, junger Mann: die Zeitung ist kompakt, handlich und
es steht alles drinnen, was man braucht - es gibt ein Rätsel, ein
Theaterprogramm ... und gratis ist sich auch!
Kilian:
Aber fühlen Sie sich wirklich voll informiert von diesem Blatt?
Dame: Naja,
ich gebe Ihnen schon recht, dass es nicht sehr geistreich ist, aber
sie sagen zumindest, was Sache ist im Land: hier, wie viel die
Präsidentschaftskandidaten verdienen. Und da: Zahl der
Radfallunfälle explodiert! Na dass hätte ich auch so gewusst, so
kriminell wie die da alle fahren [weist in Richtung Radwege] - da
muss nur ein Chines' oder ein Japaner daher kommen und - dann hamma
die Geschichte. Passiert ja ständig!
Kilian:
Also wenn ich sie richtig verstehe, sind sie der Meinung, dass die
Österreich auf die wirklichen Schieflagen aufmerksam macht - und
diese nicht produziert?
Dame: Naja,
der ORF und die großen Medien sind ja alle gelenkt und gesteuert,
das weiß ja jeder. Und die heute und die Österreich - die decken
das auf ... und erzählen einfach die Fakten.
Kilian: Aber
haben sie nicht auch den Eindruck, dass hierbei ein
ausländerfeindlicher Diskurs geführt wird, der das hier [weist auf
ein FPÖ-Wahlplakat] erst möglich macht?
Dame:
Na was soll ich denn dafür können für die große Politik? Und mit
den Ausländern, da muss man schon sagen: die jungen Ausländer sind
teilweise wirklich unmöglich. Verstehen Sie mich nicht falsch -
jenen, die Hilfe brauchen, denen muss unbedingt geholfen werden -
dafür ist genug Raum da! Aber diesen jungen Extremisten und
Drogendealern, gegen die muss härter vorgegangen werden.
Kilian:
Aber von welchen Ausländern reden Sie denn da? Kennen sie denn
solche persönlich?
Dame: Nein,
das nicht, aber in der Zeitung berichten Sie ja immer - den
Schottenring zum Beispiel, der ist ja nur ein Ort für junge,
ausländische Drogendealer und die Polizei schaut da einfach weg.
Kilian: Aber
Sie entnehmen das alles nur dieser Zeitung? Selber haben Sie es nicht
gesehen?
Dame: Also
so ist es nicht ... da kannte ich schon mal so jemanden, In
Jugoslawien damals...das war ein Muslim, wirklich schlimm. Der kam
immer so nett, aber dann hat er einen über's Ohr gehauen. Solche
Ausländer muss man stoppen!
Kilian:
Aber Sie kennen keinen von denen persönlich?
Damen: Na,
dass sage ich Ihnen doch gerade: den jungen Herren zum Beispiel.
Kilian: Aber
der war nicht in Österreich, wenn ich Sie recht verstanden habe?
Dame: Ja
nein, aber die gibt es ja auch zuhauf in Österreich - da müssen Sie
ja nur die Zeitungen lesen.
Kilian: Darf
ich Ihnen hierbei einen kleinen Artikel zeigen und Sie fragen, was
Sie dazu meinen? Es geht genau darum: um junge Ausländer und
Drogendealer und den Schottenring ... ist aus der Österreich von
1ten April 2016 (S.14)1...
Dame: ...bitte...
Kilian:
Ich lese vor: Flüchtling kaperte ein Polizeiauto - Mit
Drogenkugeln in der Hand.
Eine
mehr als seltsame Aktion lieferte in Wien ein 14-Jähriger Afrikaner.
Wien.
Wild gestikulierend stand der Teenager Mittwochfrüh nahe der
U-Bahn-Station Schottenring und forderte damit eine Polizeistreife
auf, anzuhalten.
Kaum
hatte sich der Dienstwagen eingebremst, riss der junge Mann auch
schon die Hintertür des Pkw auf uns setzte sich auf den Rücksitz.
Auf die Frage, was das solle und ob er Hilfe benötigte, reagierte
der 14-Jährige überraschend: Er zündet sich eine Zigarette an und
begann, hektisch zu rauchen. ...
Dame:
Na höre's, das geht ja nicht -
das weiß ja jeder, dass man im Polizeiauto nicht rauchen darf.
Kilian:
Ja, aber wie deuten Sie die Situation bisher? Ein 14-Jähriger,
frühmorgens, der einen Polizeiwagen anhält und dann hektisch
hineinspringt...dem muss doch was passiert sein, oder?
Dame:
Naja, rauchen darf er aber nicht im Auto - das muss er doch schon
wissen, auch wenn er aus Afrika kommt.
Kilian:
Aber man kann doch wohl
schließen, dass er ziemlich aufgeregt war und vielleicht im Moment
nicht daran gedacht hat, oder?
Dame:
Na lesen's mal weiter...
Kilian:
... und begann, hektisch zu
rauchen. Dem nicht genug.
Obwohl
die Cops den Nigerianer mehrmals aufforderten, den Wagen zu
verlassen, weigerte sich der Asylbewerber (der im Lager Traiskirchen
lebt) standhaft. Also
warum die hier angeben, dass der im Asylheim Traiskirchen wohnt,
leuchtet mir nicht ein....
Dame:
Lesen Sie zu Ende: Dealer
oder Kokser schweigt zum Motiv Zu
guter letzt zeigte der Afrikaner den Beamten sogar noch zwei Kugeln,
deren Inhalt sich später tatsächlich als Kokain herausstellte. Der
mutmaßliche Kokser oder Dealer oder einfach nur verwirrte junge
Mann, der keine weiteren Angaben machte, wurde nach dem
Suchmittelgesetz angezeigt. Na
bitte, ein Drogendealer wie so viele, von den jungen Ausländern.
Kilian:
Ja, aber finden Sie die Sprache
wirklich normal, mit der davon berichtet wird? Ich meine, da liest
man doch ganz eindeutig durch die Zeilen durch, dass das ein kleiner
14-Jähriger Junge war, der - was auch immer er gemacht hat - Angst
bekommen hat und zur Polizei gelaufen ist...
Dame:
Um eine zu rauchen, na hören sie...das darf man halt ned in einem
Polizeiauto!
Kilian:
Anscheinend ist ihm was
Schlimmes zugestoßen, und er war panisch und hat sich im Reflex eine
Zigarette angezündet, damit er sich etwas beruhigt.
Dame:
Aber warum hat er dann nix gesagt? ...der
keine weiteren Angaben machte, steht
doch so in der Zeitung!
Kilian:
Naja, es steht ja auch, dass er
Asylbewerber ist - und wenn er 14 ist, wird er vielleicht noch nicht
so lange da sein und so gut deutsch sprechen können. Und in der
Nervosität hat er es vielleicht nicht geschafft, vor Polizisten, vor
denen er ja vielleicht noch Angst hatte, frei zu reden...
Dame:
Ist ja auch klar, war ja auch
ein Kokser!
Kilian:
Wirklich? Ist das so klar? Erinnern sie sich: 14! Und sie wissen doch
auch, dass Asylbewerber nicht arbeiten dürfen und deswegen gar kein
Geld legal verdienen müssen und in die illegale Erwerbstätigkeit
abgedrängt werden... Also so wie ich das sehe, war das ein armer
14-jähriger Junge, der von irgendwem gezwungen wurde, mit Drogen zu
dealen. Daraufhin hat er Angst bekommen, ist zur Polizei gelaufen und
hat das Kokain ja sogar freiwillig hergezeigt, nicht? Klingt das
nicht nach der plausibelsten Theorie?
Dame:
Ja da haben sie schon recht...
Kilian:
Aber wie berichtet die
Österreich davon? In hohnvollen Ton berichtet sie davon und stellt
den armen Kerl als "Scheiß Ausländer" dar: Zu
guter letzt zeigte der Afrikaner den Beamten sogar
noch zwei Kugeln, deren Inhalt sich später tatsächlich
als Kokain herausstellte.Warum
"sogar"? Warum "tatsächlich"? Dies ist doch
keine sachliche Berichterstattung, sondern eine reißerische
Entstellung eines tragischen und traurigen Vorfalls. Und so werden
Ausländer fast immer in der Österreich dargestellt - als
Drogendealer, Terroristen und Verbrecher. Und da meinen Sie wirklich,
die Bilder von Ausländern sind nicht medial inszeniert?
Dame:
Ja sie haben ja schon recht,
das ist alles medial aufgebauscht und inszeniert. Aber was soll ich
dagegen machen? So funktioniert die Welt der Macht und Großkonzerne
halt! Und so wie das Ganze ist, steht die Welt eh nicht mehr lange.
Wissens, das geht alles den Bach runter...
Hier
wurde das Gespräch von meiner Freundin unterbrochen und die Dame und
ich verabschiedeten uns freundlich.
der besprochene Artikel im gedruckten Original |
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1Interessanter
Weise ist die Print-Ausgabe dieses Artikels viel hetzerischer als
die Online-Ausgabe. Oben ist der exakte Wortlaut des Printbeitrags
vom 1/4/2016 aufgeführt, hier zum Vergleich die - länger einfach
öffentlich einsichtliche - Online-Version desselben Vorfalls,
datiert auf 31. März 2016 11:44.
Teenie zeigt Kokainkugeln im Polizeiauto
her
Die Wiener
Exekutive nahm den 14-Jährigen fest.
Die Besatzung eines Streifenwagens hat Mittwoch früh
bei der Wiener Augartenbrücke ein eher bizarres Erlebnis gehabt.
Die Beamten blieben kurz nach 8.00 Uhr bei einem 14-Jährigen
stehen, der am Straßenrand wild gestikulierte, und fragten ihn nach
seinem Befinden. Plötzlich setze sich der Jugendliche in den
Streifenwagen, zündete sich eine Zigarette an und zeigte zwei
Kokainkugeln her.VerwirrungMehrfach forderten die Uniformierten laut Polizeisprecher Roman Hahslinger den 14-Jährigen auf, den Wagen zu verlassen. Der aus Nigeria stammende Jugendliche weigerte sich jedoch und wurde daraufhin festgenommen. Die Drogenkugeln wurden sichergestellt. Das Motiv für die Aktion war nicht in Erfahrung zu bringen. Der 14-Jährige machte Hahslinger zufolge einen verwirrten Eindruck.
http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/Teenie-zeigt-Kokainkugeln-in-Polizeiauto-her/229985215 [18/4/2016]