Am 20.1 gebe ich einen Workshop zu künstlerischen und aktivistischen Strategien zur Kultivierung der Klimakatastrophe am Rundgang 2023 der Akademie der Bildenden Künste Wien. Sogenannte "Klimapolitik" wird ja weiterhin zu oft dem Bereich der "Natur" zugeordnet, der - nach klassisch modernem Dualismus - hermetisch von der "Kultur" abgeriegelt ist. Ich möchte in diesem Workshop diesen höchst-problematischen Graben überwinden und für die Entwicklung diverser kultureller Aneignungen und Verhandlungen unserer kulturell-gemachten Ökokatastrophe werben.
Der Fokus des Workshops wird sich um mein aktuelles Forschungsthema des Autos im Homogenozän drehen... Ich freue mich, wenn ihr zahlreich kommt und mit mir möglichst weirde und kreative Ansätze erforscht!
"Die ökologische Katastrophe ist in aller Munde und trotzdem ändert sich viel zu wenig. In diesem Workshop werden Strategien an der Schnittstelle von Kunst, Theorie und Aktivismus vorgestellt, die unsere Verwobenheit mit ökologisch katastrophalen, „modernen“ Lebenspraktiken erforschen. Zentraler Fokuspunkt ist hierbei das Auto als Metapher für unsere libidinöse, ökonomische, soziale, kulturelle und politische Abhängigkeit von toxischen Lebensformen im fossilen Kapitalismus. Das Auto wird hierbei nicht primär als technologische Errungenschaft, sondern als Prothese und Verkörperung von modernen Begriffen wie Freiheit, Mobilität und Selbstbestimmtheit gedacht. Das Problem des Autos im sogenannten „Anthropozän“ ist demnach nicht nur dessen massiver Schadstoffausstoß, sondern dessen Tendenz zur Homogenisierung von Lebensräumen und Lebensweisen. Das, was wir „Natur“ nennen und zum Teil auch schützen wollen, ist ein Produkt dieses hegemonialen Weltzugangs, der durch das Auto erst mehrheitsfähig wurde. Mittels einer Lektüre spekulativer Fiktion von Ursula LeGuin werden wir versuchen, diese durch das Auto hergestellte Normalität als Katastrophe zu verstehen. Durch diesen kritischen und (de)konstruktivistischen Ansatz stellt sich eine intersektionale Anschlussfähigkeit an post-koloniale und feministische Diskurse her, die einem naiven „Naturschutz“-Aktivismus oftmals fehlt. Unsere Blindheit gegenüber der ökologischen Katastrophe entpuppt sich so nicht mehr als moralisches Fehlverhalten, sondern als logische Fortschreibung des materiellen Erbes der patriarchalen und rassistischen europäischen Moderne, die sich in Technologien wie dem Auto aktualisieren. In diesem Licht kann man Aktionen wie jene der „Letzten Generation“ als Vorboten eines Kampfes gegen diese zutiefst problematische Normalität einordnen. Entgegen eines individualisierenden Schulddiskurses sollen in diesem Workshop kreative und sinnliche Strategien des ermächtigenden Umgangs und Spiels mit einer toxischen Normalität erforscht werden."
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