Christoph Schwarz hat mich eingeladen, einen Kommentar zu seiner schönen Arbeit "Achtung Auto" im Künstlerhaus Wien zu verfassen. Es hat sehr Spaß gemacht, diesen zu schreiben und in action mit künstlerischen Arbeiten über mein Lieblings-Hass-Objekt nachzudenken.
"In seiner performativen Intervention „Achtung Auto!“ treibt Christoph Schwarz diese Gewöhnung an die automobile Normalität auf die Spitze, in dem er sie im Künstler*innenhaus austellt – und damit sichtbar macht, was zumeist unsichtbar bleibt. Höflich und mit einer Stimmlage, die unanzwiefelbare moralische Selbstverständlichkeit ausdrückt, bittet der Künstler die Besucher*innen nur mal kurz aus dem Weg zu gehen. Es ist die iterative Performance eines alltäglichen Appells an die Vernunft, wie wir ihn alle an den unzählbaren Garageneinfahrten der Stadt kennen. Das Auto muss da halt nur kurz hin, in diesen Raum der mal ursprünglich für Menschen gedacht war. Schon 1941 bemerkte Herbert Marcuse mit Erschrecken, dass in den mechanischen Abläufen des automobilen Verkehrs tatsächliche derjenige ganz objektiv ein Spinner ist, der auf Handlungsfreiheit beharrt. Die heute schon über ein Jahrhundert eingeübte automobile Normalität ist demnach „nicht nur vollkommen rational, sondern auch vollkommen vernünftig“ und „[j]eder Protest ist sinnlos.“ Diese Erfahrung sucht nun auch die Besucher*innen im Künstler*innenhaus heim. Die meisten setzen ein souveränes Lächeln des aufgeklärten Kunstverständnisses auf – und gehen ganz freiwillig aus dem Weg. Doch auch diejenigen, die sich zum Protest kaprizieren, steigen nicht besser aus, sondern machen sich im Rahmen des im Kunstkontext Zulässigen nur ein wenig lächerlich. Es war ein amüsanter Abend."
Der volle Text - sowie die Dokumentation von "Achtung Auto" - findet sich hier.
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