Sonntag, 6. Oktober 2024

"100 Jahre Autobahn" Radio-Feature at Ö1, in 4 parts

Together with Conrad Kunze, I created a four part radio show about "100 year of Autobahn / [Freeways]" in which we could create a good potpourri of some central arguments from our two books. Conrad wrote the wonderful book "Deutschland als Autobahn" - and I of course "Das Auto und die ökologische Katastrophe". We are both really happy with the radioshow and think it can serve as a good introduction - please do get our books if you want to learn more from the snippets we were able to fit into the radio show!

The radioshow will be on the radio at 9:30 and 22:30 from Monday through Thursday on Radio Ö1 in Austria. If you are not in Austria or wish to listen to it at a later point, you can find the links to the four episodes below. Enjoy!

Schwierige Anfänge, gewaltsame Kahlschläge


Vor hundert Jahren wurde bei Mailand die erste Autobahn der Welt eröffnet. Das Radiokolleg beleuchtet die wechselhafte Geschichte der Automobilkultur und der Straße. Vor dem ersten Weltkrieg war man von Aufbruchsstimmung allerdings noch weit entfernt: die Automobilkultur steckte in den Kinderschuhen und die Zustände wirken retrospektiv gar unglaublich und wenig rosig: Das Automobil war allgemein unbeliebt. Erst in der Zwischenkriegszeit wurden Autobahn und Rennfahrer in Italien und Deutschland zu staatlichen Helden gemacht. In der "goldenen Ära" ab den 1960er-Jahren konnte sich dann fast jeder und jede ein Auto leisten - samt Italienausflug. Mittlerweile hat sich in Sachen Automobilkultur viel verändert: Dank Klimakrise betrachtet man das Thema Mobilität aktuell kritisch. Wie kann die Mobilität von morgen aussehen, Stichwort: Mobilitätswende?

Lange bevor das Automobil ein begehrtes Objekt und Freiheitsversprechen für "jedermann" wurde, konnten es sich nur wenige, nämlich die reichen Menschen, überhaupt leisten. Die rücksichtslos durch Dörfer und Arbeiterbezirke rasenden "Herrenfahrer" erregten sogar Hass und nicht selten handgreiflichen Widerstand. Dieser große Unwille gegen die Automobilkultur wurde in Europa nur aufgrund der faschistischen Diktaturen zuerst in Italien und später in Deutschland überwunden. Die Folgen prägen Europa bis heute: So wurde die erste Autostrada in Italien als Eliteprojekt und Symbol der Freiheit gefeiert - obwohl noch kaum jemand ein Auto besaß. Aber nicht nur die Herrenfahrer, sondern auch die Industrie und Militärs wünschten sich eine nationale Autoindustrie und dazugehörige Schnellstraßen und Autobahnen. Dabei wurde die Verbindung von Männlichkeit und dem Automobil gezielt kreiert: Der Siegeszug der Autobahnen, ihrer "Auto-Helden" und dem Faschismus gingen in Europa Hand in Hand.

https://oe1.orf.at/programm/20241007/772241/100-Jahre-Autobahn-1

Die Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit


In den sogenannten "goldenen Jahrzehnten" - von 1960 bis 1980 - gab es plötzlich so viele Autos, wie niemals zuvor: Eine neue Alltagskultur entstand in Europa. Der Tagtraum vom Italienurlaub und die kleine Alltagsflucht in die nahegelegene Natur wurde mit dem Automobil und der Entwicklung und dem Ausbau der Autobahnen Realität. Doch wie haben sich diese Träume weiterwickelt, als sie plötzlich keine Träume mehr waren, sondern Wirklichkeit wurden? Und auf was für materielle Bedingungen und Kahlschläge fußte diese neugewonnene Freiheit des "Wirtschaftswunders" der Nachkriegszeit? Und inwieweit beeinflusste die neue boomende Automobilkultur in Folge auch die Popkultur? Von Kraftwerk über Adriano Celentano bis hin zu KlitClique wurde und wird das Autofahren auch auf viele Arten besungen.


Was macht das Auto(bahn)fahren mit uns?


Unsere Freiheits- und Freizeitvorstellungen sind heute aufs engste mit Mobilität, insbesondere mit dem Auto, verwoben. Wenn man von einem Ausflug "in die Natur" oder einer "Flucht aufs Land" träumt, werden diese Ausflüge in abgelegene Gebiete zumeist erst durch ein Automobil ermöglicht. Genauso sind große Teile unserer Wirtschaft ohne Automobilität kaum denkbar. Unsere Beziehung zum Auto verhält sich ambivalent und ist von vielen Widersprüchen geprägt - und die Abhängigkeit unserer Gesellschaftsordnung vom Automobil hat viele Nachteile. Auch die Diskussion rund um Maßnahmen und Sinnhaftigkeit von Tempolimits, Schallschutzwänden und Verkehrsberuhigungszonen reißen nicht ab. Trotz aller Maßnahmen und Begrenzungen fordert der Straßenverkehr immer noch zahlreiche Opfer. Nicht nur die Umwelt und Umgebung rund um Autobahnen leiden: Die unzähligen Verletzten und zu Tode gefahrenen Menschen (und Tiere) werden allgemein oft als "Kollateralschäden" der modernen Komfortwelt hingenommen.

https://oe1.orf.at/programm/20241009/772346/100-Jahre-Autobahn-3

Ist die Autobahn am Ende?


Die Autobahn ist wieder ähnlich umstritten, wie in ihrer Entstehungszeit: Kaum ein Neubau ohne großen Widerstand. Und es mehren sich die Stimmen, die sogar eine völlige Einstellung des Neubaus, ein "Moratorium", fordern. Der vierte Teil des Radiokollegs lässt Aktivist:innen zu Wort kommen. Und: Warum ist Autofahren eigentlich kostengünstiger als Zugfahren? Warum dreht sich der Kulturkampf rund um Fußwege, Radwege, um Diesel- und Elektroautos und wieso werden die Fronten immer verhärteter? Was steckt hinter dem "Kampf ums Auto"? Welche Menschengruppen setzen sich für oder gegen die Automobilkultur ein? Denn den linkspolitischen "Klimaklebern" stehen die radikalen Befürworter der Automobilkultur diametral gegenüber: Die Neue Rechte und die Menschen, die nicht nur das Autofahren verteidigen, sondern auch gegen Elektromobilität und Umweltschutz Stimmung machen.

https://oe1.orf.at/programm/20241010/772398/100-Jahre-Autobahn-4

I want to thank our producer Alexandra Augustin wholeheartedly for guiding us benevolently through the process of creating our first public radio show and all my interview partners (Brian Ladd, Agnes Sinai, Tatjana Söding, Michael Zinganel) for their time and the lovely conversations!

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