Sonntag, 29. Dezember 2019

Elektroautos, Medienlandschaft - es muss noch viel besser werden!

Das Elektroauto ist das zentrale Vehikel, mit dem sich der automotorisierte Kapitalismus über die gegenwärtige Hochkonjunktur des ökologischen Themas ideologisch hinweg zu retten versucht. Elektroautos werden nichts Wesentliches zu einer wirklichen ökologischen Wende beitragen, denn sie lassen sich vielmehr als Garanten und Stabilisatoren des sozialen wie ökologischen Status Quo einsetzen.
Ein Aufzeigen dieses Problems stößt natürlich auf mächtige - weil reiche - Widerstände. Ich nehme an, dass mir dies mit einem Artikel für Die Presse geschehen ist. Mein bereits zugesagter Artikel zu Elektroautos wurde nach einem seltsamen, eineinhalb-monatigen Hin und Her wieder abgesagt. Angeblich wegen "inhaltlicher und sprachlicher Mängel" (was im Vergleich zu diesem an selber Stelle gedruckten Meisterwerk der sich als Argumentationskunst tarnenden Xenophobie mir wie ein unverschämter Vorwand vorkommt). Meine Vermutung ist viel eher, dass man nicht den großen Inserenten der Zeitung vor den Kopf stoßen wollte.
Wie dem auch sei, Die Presse muss für sich entscheiden, ob sie ausgewogene Qualitätszeitung oder "Verkaufsbladl" sein will. Ich bringe den Artikel stattdessen halt hier - und freue mich, wenn Ihr in teilt, damit er zumindest ein paar Leser_Innen erreicht, die nicht schon meiner Meinung sind (was ja meine Hoffnung in der Presse gewesen wäre). 
 


 
Elektroautos: Es muss noch viel besser werden!

Seit mehr als einem Jahr erleben wir die weltweit größte Umweltbewegung der Menschheitsgeschichte. Von ganz jungen bis ganz alt reicht das Spektrum derjenigen, die auf den Straßen, vor Gerichten, bei Aktionen und Reden dazu auffordern, angesichts der gegenwärtigen ökologischen Katastrophe endlich zu handeln. Langsam beugen sich die europäischen Regierungen diesem präzedenzlosen öffentlichen Druck und schlagen erste, zaghafte Klimapakete vor. So haben Länder wie die Niederlande, Schweden, Irland, Norwegen und Dänemark beschlossen, bis spätestens 2030 alle Autos mit Verbrennungsmotoren zu verbieten und gleichzeitig E-Mobilität zu fördern. Auch Deutschland möchte das Elektroauto für alle leistbar machen und dessen Beschaffung zukünftig mit 6000 € Zuschuss fördern. In Österreich fehlt es noch an einem konkreten Klimapaket, welches die EU allerdings bis spätestens Dezember von der Regierung einfordert. Doch auch hier ist der Kurs ähnlich: man setzt – unter anderem – auf E-Mobilität und deren forcierte Förderung.
Wo Elektromobilität bei Bussen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln (Züge sind zu 99 % bereits heute e-betrieben) ein guter Impuls ist, ist dasselbe beim Individualverkehr ein Schlag ins Wasser. Denn bei einer solchen Investition handelt es sich eher um eine finanzielle Förderung des Green-Washings der Automobilindustrie, als um eine zielgerichtete Umweltpolitik. Natürlich, das Elektroauto hat den angenehmen Vorteil leiser zu sein und keine Schadstoffe direkt in die europäische Umwelt zu blasen. Die CO2-Emissionen und Umweltbelastungen werden dadurch jedoch nicht markant gesenkt, sondern bloß in benachteiligte Produktionsländer ausgelagert.
Der Hauptgrund dafür ist der aufwendige Produktionsweg der Elektroautos. Da deren Karosserien leichter als jene von Brennstoff-Autos sein müssen, werden diese aus weitaus energieaufwendigerem Aluminium statt Stahl fabriziert. Noch problematischer sind die hochgradig giftigen und zum Teil radioaktiven Neben- und Abfallprodukte der benötigten, “grünen” E-Batterien, deren hoher Bedarf an Seltenen Erden das Grundwasser vergiftet, extrem schadstoffintenstiv ist und mehr und mehr zu einem internationalen Konfliktmotor wird.und hinterlässt radioaktiven und anders giftigen Müll.
Die Bedingungen der Möglichkeit der Produktion von Elektroautos sind globale Ungleichheiten. Ohne die grassierenden, globalen Lohnunterschiede wäre deren Produktion niemals rentabel. So wurden zum Beispiel 71 % der seltenen Erden 2018 in China produziert. Die Umweltverschmutzung nimmt dort – wie auch in anderen Produktionsländern – vehement zu. Durch eine intensivierte Förderung des Elektroautos wird die Umweltzerstörung und CO2-Belastung in diesen Ländern weiter zunehmen. Das wäre zwar bei der Beibehaltung von Verbrennungsmotoren nicht anders, doch ein ernstgemeintes Klimapaket, welches der globalen ökologischen Krise gewachsen ist, sieht anders aus. Mit der Förderung von Elektromobilität würde sich Europa bloß ein bisschen nettere, weniger stinkende Städte leisten, während die globale Klimaerwärmung und Zerstörung von Lebensräumen weiter angefeuert wird. Nachhaltig ist das nicht.

Die gute Nachricht ist: es kann – und muss! - noch viel besser werden! Das Automobil als zentrales Vehikel moderner Verkehrsplanung kann in Zeiten der globalen ökologischen Krise nicht die Lösung liefern. Die gegenwärtige Krise bietet die Chance, unsere Städte noch viel schöner und bunter zu gestalten, als es die stau-, lärm- und abgasgeplagte Normalstadt des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts ist.
In den letzten Jahrzehnten hat sich bezüglich des Autos ein radikaler Wertewandel vollzogen. Während es für die Generationen um 1960 noch Symbol individueller Freiheit und moderner Teilhabe war, ist es für die heutigen (urban geprägten) Generationen vermehrt ein Symbol für die Probleme unserer Zeit: die Verpestung und Blockade unserer Innenstädte und Umwelten, die Zersiedelung von urbanen Räumen, die Atomisierung von Sozialwesen, das aufgemotzte, penetrant laute Symbol einer verunsicherten, weil schwindenden Idee von patriarchaler Männlichkeit.
Aufgrund des Autos wird außerdem das Land immer unattraktiver, die Nahversorger in Kleinstädten müssen den nur mit dem Auto erreichbaren Supermärkten weichen, Jobs sind nur mehr durchs Pendeln in die nächste Großstadt möglich (welches wiederum die allgemeine Verkehrsbelastung in und außerhalb von Städte anwachsen lässt). Eine irregeleitete Politik fördert immer noch einseitig den Straßenbau und sogar das autofahrende Pendlerwesen. Dadurch werden Bahn- und Busverbindungen in den Regionen weiterhin eingestellt, was noch mehr Leute zum Umstieg aufs Automobil zwingt und noch mehr Böden mit Asphalt versiegelt.

Am Land wird das Automobil nicht von heute auf morgen weg zu denken sein. Eine behutsame Förderpolitik von Elektromobilität könnte dort zumindest kurzfristig – und nur ausdrücklich neben dem Ausbau von ÖNVs und anderen Alternativen – zielführend sein. In der Stadt spricht jedoch wirklich nichts für die gezielte Förderung von Elektroautos.
Denn neben den bereits genannten Problemen, die sich durch das Elektroauto nur verschlimmern oder verlängern, wird damit auch die ohnehin wachsende Schere zwischen arm und reich weiter auseinandergetrieben. Förderpakete wie z.B. das deutsche Modell (6000 € für die Neuanschaffung eines Elektroautos) helfen nur Menschen, die die restliche Summe (Elektroautos beginnen bei ca. 20.000) berappen können.
Ökologisch weitaus sinnvoller wäre es, eine Kein-Autokauf-Prämie einzuführen. In Deutschland ginge sich für 6000 € eine Bahncard 100 UND ein gutes Fahrrad aus. In Österreich könnte man neben der Österreichcard noch mit Leichtigkeit ein Lastenrad, ein E-Fahrrad (wenn nötig) UND ein Jahresabo von einem Bio-Nahversorger (Foodcoop) bezahlen.

Eine nachhaltige Klimapolitik für die Zukunft besteht also mit Sicherheit nicht in der einseitigen Förderung von Elektroautos. Die Transformation, die im Zeitalter massiver ökologischer Krisen von der Politik erwartet wird, muss viel weiter gehen. Im Bereich der Mobilität könnten unsere Lebensräume dadurch sogar um ein Vielfaches schöner werden. Endlich keine Staukolonnen mehr in den Städten! Endlich werden unsere Straßen sicher für spielende Kinder! Endlich haben wir viel mehr Platz für Bäume, Spielflächen und andere Orte des sozialen Austausches in unseren engen Wohnstraßen! Endlich ist Fahrradfahren in der Stadt keine Belastung für die Lunge und kein Risiko für die Gesundheit mehr! Endlich werden Dörfer wieder belebter und die hässlichen Supermärkte und Shoppingcenter an den Peripherien weniger! Endlich verbringen wir weniger Zeit hinterm Lenkrad und mehr Zeit mit Lesen, Tratschen und Spielen! Die Zukunft wird bei uns etwas schöner sein mit dem Elektroauto, doch sie wird noch viel schöner – und ohne auf die Kosten anderer – ohne das Automobil insgesamt sein!



Photo via here.

Freitag, 20. Dezember 2019

MERRY WASTING / FROHES VERSCHWENDEN --> Toxic Temple, AIL, February 2020




Dear Fellow Critters!


For thousands of years, at the end of every orbit, we are celebrating the divine center : the sun. After a relatively short aberration to the patriarchal God, now dead, we return to the archetype: the great radiator. Every year we worship her, the greatest spender at the centre of the system. Only by her uncontrolled excess of energy we can exist ! In her wasteful power we graze ourselves - and on this special day we venerate her by imitation: fir trees torn out in masses and adornded by flames, Amazonian deliveries hunt us globally, we indulge ourselves in short-lived plastic pleasures to heap them up to the future layer of the Anthropocene ! Quickly the paper is torn open, our mouths grimace in short-lived joy - we build mountains of garbage to honour her, so that she approaches us again. The technosphere crackles loudly every December 24th, in singing devotion we leave our toxic traces to the after-us - spending our most long-lived material in honour of the greatest waster of the system, our source of life !


In February of the year 2020 we will build this new old cult a temporary temple in the AIL. In the Toxic Temple we consecrate ourselves to the poisonous abundance and expect your noble gifts - this Christmas do not hand over your secretions to the ordinary garbage can, but administer them to our priesthood ! We collect everything that will outlive us – for the sun as a monument ! Contact us, and our clergy will joyfully receive your gifts !



More information on ailab.at and contact us at toxictemple@ailab.at


Bright night, holy night,

Your devoted sun-worshippers






Liebe Erdgenoss_Innen! 

Seit Jahrtausenden feiern wir am Ende der Erdumkreisung das divine Zentrum, die Sonne. Nur relativ kurz war die Verirrung zum patriarchalen Gott und nach dessen Tod kehren wir zurück zum Urbild : der großen Strahlenden. Alle Jahre wieder verehren wir die große Verschwenderin im Mittelpunkt des Systems. Nur durch ihr unkontrolliertes Übermaß an Energieaustoß können wir existieren ! In ihrer verschwenderischen Kraft weiden wir uns – und an diesem besonderen Tag tun wir ihr es gleich : Tannenbäume umflammt und ausgerissen, amazonische Sendungen erreichen uns global, wir überreichen uns kurzlebige Plastikfreuden und häufen sie zur Zukunftsschicht des Anthropozäns ! Schnell das Papier aufgerissen, die Münder zu kurzlebiger Freude verzehrt – Müllberge bauen wir nur ihr zu ehren, auf dass sie sich uns wieder nähere. Laut knistert die Technosphäre jeden 24ten Dezember, in singender Andacht hinterlassen wir unsere toxischen Spuren dem Nach-uns – verausgaben unser langlebigstes Material zu Ehren der allergrößten Verschwenderin und Quelle des Lebens ! 


Im Februar des Jahres 2020 werden wir diesem neuen alten Kult einen temporären Tempel im AIL einrichten. Im Toxic Temple weihen wir uns dem giftigen Überfluss und erwarten Eure noblen Gaben – überantwortet diese Weihnachten Eure Absonderungen nicht der ordinären Mülltonne, sondern übergibt sie unserer Priesterschaft ! Wir sammeln alles, was uns überdauert – der Sonne als Denkmal ! Kontaktiert uns, und unser Klerus wird Eure Gaben freudig entgegen nehmen !

Mehr Informationen auf ailab.at und kontaktiert und gerne unter toxictemple@ailab.at

Helle Nacht, heilige Nacht,

Eure ergebenen Sonnenanbeter_Innen



Donnerstag, 19. Dezember 2019

"Die Club-Tür unter ethischen Aspekten - Kein guter Club für alle?" - Radio-Interview at Deutschlandfunk Kultur


Yesterday, Jorinde Schulz and me have been invited to the old RIAS-Funkhaus to record an interview about the ethics of selection at club doors, about utopias and dystopias of raving, neoliberal containment and the potential of re-mixing the social stratum in clubs.

It will be aired today shortly after 16:00 at Detuschlandfunk Kultur under the title:

Die Club-Tür unter ethischen Aspekten
Kein guter Club für alle?
Gespräch mit Jorinde Schulz und Kilian Jörg

...and you will be able to listen to it afterwards on their homepage


Donnerstag, 12. Dezember 2019

"Affirmation of Ecological Reason(s)" - Presentation at the SFB Affective Societies of FU Berlin


Next Monday I will present my ongoing research "Affirmation of Ecological Reason(s) - how to be reasonable in a universe gone queer" at the Colloquium of Jan Slaby of the SFB Affective Societies of Free University Berlin. After a general introduction to my work and its framings I will focus on Descartes and Spinoza as two variations of one modern, epistemic regime. By doing so I want to question the all-too-easy (as it seems to me) identification of Descartes as the bad and Spinoza as the good guy for ecological reasoning and thereby evoke a deeper understanding of the ecological mess we are in.

The lecture will start at 17:15 next Monday (16.12) at the "Seminarraum" of the Institute for Philosophy, Habelschwerdter Allee 30, 14195 Berlin.

  

Mittwoch, 11. Dezember 2019

"Warum wir im Jahr 2020 noch viel mehr Gretas brauchen werden" at Berliner Gazette


I have published a commentary on - and positive reading of - the so called "Greta Thunberg effect" in the Berliner Gazette. Of course Greta Thunberg is today - aside from a formidable activist - a mediatized product. But why should we regard that as purely negative? Let's not forget how dark our times seemed only a couple of years ago and how much hope and momentum we can gather today - change is possible!


https://berlinergazette.de/warum-wir-im-jahr-2020-noch-viel-mehr-gretas-brauchen-werden/

Montag, 9. Dezember 2019

Toxicity - Philosophy Unbound #26 happening this January in Chandigarh, India

Already one day after our wonderful Brussels-event, we are posting the next Call for Philosophy Unbound - this time on the other side of the world: in Chandigarh, India. For the second time it will happen on this magnificent sub-continent and this time we will focus on a topic that is especially virulent in the region: Toxicity.


Toxicity is also a topic which will occupy me personally in the next months, culminating in the processual exhibition "Toxic Temple" taking place in collaboration with Anna Lerchbaumer at AIL in Vienna in February (more information on that very soon). I will already give a performative lecture at Chitkara University about the conceptual thoughts behind the exhibition and will build some tentative installations made of garbage I found in field explorations in the lands of Pubjab.

The Call for PU#26 already gives you an idea of where we want to be going with the topic "Toxicity":

We live in toxic times. By using the concept of «Anthropocene», we try to make sense of our ecologically catastrophic condition of global warming, mass extinction, rising sea level, CO2 and acidification levels. Toxic pollutants such as sulfurdioxides, plastics and aerosols are marking more and more of our landscapes, which will take millennia to recover.

Toxicity has come to stay. The question at hand is if we, as humans, as mammals, as earthly critters, and who of us – since we are all differently vulnerable to these changes by virtue of our global positioning and socioeconomic status – will be able to stay as well, living under these increasingly toxic conditions.

To a certain degree, we will have to learn to live with Toxicity as a planetary condition for the next millennia. Of course we will have to reduce our toxic emissions as much as possible, but: Our soil is already depleted, our earth is already filled with millions of barrels of nuclear waste, our rivers are already spoiled, our landscapes are full of plasticides and our air has thickened.

The catastrophic times we live in call for the invention of lifestyles that cultivate Toxicity in new ways, in order to overcome it on the long run. This includes a re-thinking and decomposition of toxic gender roles and norms, pernicious global chains of production and exploitation, and poisonous politics of hate and segregation. 

How to live within toxic lands and discourses? How to create a saner place within madness? How to minimize toxicity without becoming poisoned? How to decompose the status quo in order to create more sustainable relations of living and dying on this planet?



Find more information on the Call here.

Mittwoch, 27. November 2019

"The Spectacle of Critique" by Tom Boland - Review in IPA Journal


In course of my research for my project "Affirmation of Ecological Reason(s)" I have made a very interesting book-discovery which I reviewed for the International Political Anthropology Journal. Tom Boland's book "The Spectacle of Critique" (Routledge 2018) manages to do a "genealogy of critique" in a Foucauldian inpetus and thus performs a very important task to get beyond debates of "post-critique" or the like. In times of Post-Truth and the Anthropocene, this is a very important step for renewed political thought. In the words of the summary of the IPA Journal:

"Kilian Jörg reads Boland’s work to an exercise in the lines of Bruno Latour’s anthropology of the moderns. Boland digs deep into the past by linking critique back to its cultural background within world religions. Engaging with modern predicaments, the book uncovers the presumed neutrality and claims that critical thinking may be considered as an imperialist practice which spreads its tentacles towards all corners and niches of a democratic society. Its omnipresence has led to an uncontrolled proliferation of critique – as if it was the defining feature of a modern – and thus to ever greater fragmentation in an already fragmented public sphere."

The review article is now available for free on the IPAs homepage. If this should work somehow, feel free to contact me and I'll be happy to share it.

Freitag, 22. November 2019

"Affirmation of Ecological Reason(s)" - Presentation at ULB Bruxelles

I'll give a little insight in my ongoing research project "Affirmation of Ecological Reason(s)" next Wednesday (27.11) from 16-18h at ULB Brussels, 10.102 in Bâtiment S. Drop by if you are around!


Sonntag, 17. November 2019

Stoffwechsel Denkkollektiv #3


From 18th to 21st there will be the 3rd "Denkkollektiv" [thought collective] of by beloved transdisciplinary research ecology "Stoffwechsel - Ökologien der Zusammenarbeit". This time it is organized by Sara Lanner and Jack Hauser and of course I'll be there in Vienna for those four days :)

The public event will be on the 20th of November from 19h on - at imflieger, Bräuhausgasse 40, 1050 Vienna

More information here

Mittwoch, 6. November 2019

Rave Against Reality! - a club-night around "Die Clubmaschine" at PMK Innsbruck



On the 15th of November there will be a club night around our book "Die Clubmaschine" whose title and philosophy is particularly dear to me. The simple sentence "Club against Reality" summarizes my utopian believe of how club cultures can contribute in changing our catastrophic normality. Let us not forget, "reality" is a hegemonial project, not an essence as such - it is an ideology of modern neoliberalism that tries to efface any alternatives (remember Merkel's 'Realism' to which there - allegedly - 'is no alternative' - basically what Isabelle Stengers and Philippe Pignarre call 'capitalist witchcraft'). I am very happy to rave against our fucked up current reality with I_am_Not_God, MariaMagdalena and Kim Leclerc on the 15th of November at PMK in Innsbruck! 

More Information see here and here.


PS: Soon I will publish a text called "Wasting our selves for the environment" in the Zine "Why we rave" in which I will expand on the argument against reality as a utopian strategy. Some of that you will already be able to hear in Innsbruck.


Mittwoch, 23. Oktober 2019

Ein neuer Generationenkonflikt? - new text on a generational conflict under no-longer-modern demographic conditions






A couple of days ago, Malmoe #89 was released and in it you can find an article by Jorinde Schulz and me about the new generational conflict. This term ("Generationenkonflikt" ... praise German's ability of composita!) seems to be witnessing a certain renaissance around the new ecological movements such as Fridays For Future, Extinction Rebellion etc. and is all too easily associated with the 68 uprisings.

However, we want to problematize this comparison with a look at demographic factors: while - in the time of the Baby Boomers - the youth was some kind of majority in the 60ies and 70ies, today this is exactly the opposite: in our aging societies, it is the older people that dominate the public discourse and we should not put as much hope in youthful activism as 50 years ago: simply because the numbers are radically different.
For this new ecological movements to succeed, we need a reevaluation of the traditional associations of "youth" as opposed to "age" - we will need the older to change radically and take the streets as well...

Since the text will take a while to get online, you can also find it here:


Generationenkonflikt?
Über gesellschaftliche Transformation unter nach-modernen demographischen Bedingungen

»Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut.« Vermehrt hört man aktuell wieder vom kommenden »Generationenkonflikt« – und tatsächlich scheint es einen handfesten Interessengegensatz zwischen Jungen und Alten zu geben. So werfen die Jungen und ganz Jungen bei Extinction Rebellion und Fridays for Future den vornehmlich alten Eliten aus Politik und Wirtschaft (sowie der von ihnen profitierenden, bürgerlichen Klasse) vor, ihnen die Zukunft zu zerstören, oder gar ganz zu vernichten. Sie blockieren Straßen, um SUV-Fahrer jenseits der Midlife-Crisis – denen es scheißegal ist, ob der Planet noch in 80 Jahren für Menschen bewohnbar ist – zu stoppen oder fordern Reformen und gesellschaftliche Umstrukturierungen, die das althergebrachte Moderne in seiner ökologischen Schädlichkeit zügelt. Die Spaltung zwischen Alt und Jung macht sich auch bei den EU-Wahlen bemerkbar: Während in fast allen (westeuropäischen) Ländern grüne Parteien die alleinige Mehrheitspartei der Unter-30-Jährigen sind, haben die konservativen Rechtsparteien ihren demokratischen Rückhalt in den Altersgruppen über 60. In Deutschland wählten bei der EU-Wahl beispielsweise ganze 33% der U-30 die Grünen (13% CDU, 10% SPD, 8% Partei & FDP, 7% die Linke, 6% AfD)), 39% der Ü-60 CDU (22% SPD, 13% Grün, 9% AfD, 5% Linke, 4% FDP). In Österreich und Frankreich ist die Lage ganz ähnlich, auch dort sind die Grünparteien stimmenstärkste Partei bei den U30, und dies trotz marginalisierter Position dieser Partei in beiden Ländern. So haben in Österreich die Grünen bei den U-30 28% der Stimmen, gefolgt von der SPÖ mit 22%, FPÖ 17%, ÖVP 16% und NEOS 14% - bei Ü60 wählten wiederrum 48% ÖVP und nur 4% grün (SPÖ 26%, FPÖ 16%, NEOS 4%). In Frankreich ist Macron Liebling der Ältesten (32%), während die weder im französischen Senat noch der Nationalversammlung vertretene, grüne EELV bei den U24 stimmenstärkste Partei mit 22% ist.

Das Aufkommen einer neuen Jugendbewegung rund um die Klimakrise wird vom progressiven Mainstream positiv aufgenommen. Abgesehen von konservativen Hardlinern, die die Proteste als Deckmantel für Schulschwänzen, Zeichen für naive Realitätsferne oder gar Vorboten eines neuen totalitären Ökostalinismus einstufen, ist die Rezeption hoffnungsvoll bis euphorisch. Endlich sei die Jugend wieder politisch und kümmere sich um mehr als die eigene Work-Life-Balance. Nach den apolitischen Generationen X und Y und den selbstbezüglich karrieristischen Milennials wird heute »ein neues 68« heraufbeschworen. Fridays For Future ist der erste Ausdruck der Mobilisierungskraft einer neuen, scharfzüngigen und veränderungsträchtigen Generation, bewundert von ihren Eltern- und Großeltern – die meinen, sich nun getrost zurück lehnen zu können. »Jede Generation muss ihren Kampf haben« ist das Credo, mit dem sich mit passiv-imponierter Unterstützung das schlechte Gewissen über die eigene Handlungsunfähigkeit verbergen lässt. Die Jugend wird das ökokatastrophale Rad schon rumreißen.

So verständlich diese Hoffnung, die mit einer neuen, dynamischen Generation verbunden wird, auch ist, wird diese allein nicht ausreichen. Denn der Generationenkonflikt hat sich grundlegend gewandelt, und seine Implikationen sind daher ganz andere als zu Zeiten von 68. Wenn Klimaaktivist*innen aktuell beklagen, die Älteren nähmen ihnen ihre Zukunft weg, ist das nämlich nicht bloß ein moralisches Argument, sondern auch ein demographisches. Während 1970 die U-20-Jährigen ganze 30% der deutschen Bevölkerung ausmachten, waren es 2010 nur mehr 18,4%, Tendenz – wie in allen westeuropäischen Ländern – weiter fallend. Die Jungen - »Baby Boomer« - waren in den Jahren nach 68 in der Überzahl, die Alten waren eine vom Krieg ausgedünnte Generation. Heute sind genau diese Baby-Boomer in oder kurz vor der Rente, die demographische Pyramide hat sich aufgrund von Geburtenrückgang seither nahezu auf den Kopf gestellt – und die Jungen bilden eine kleine Minderheit. Wenn sich heute also die Jugend aktivistisch gegen einen Status Quo stellt, darf man dies nicht genau so interpretieren wie frühere Jugendbewegungen – einfach nur deswegen, weil die Zahlenverhältnisse andere sind.

Die neuen ökologischen Bewegungen haben bereits vieles angestoßen und verändert, neben FFF auch besonders durch radikalere Spielarten wie Exctinction Rebellion und Ende Gelände. Um aber eine breitere Transformation voranzubringen, müssen auch diejenigen progressiven Nicht-Jugendlichen, die bewundernd passiv auf dieses Phänomen schauen, oder mehr Konsequenz, moralische Stringenz, politische Professionalität oder gar unbedingten Respekt vor dem Gesetz verlangen, ihre eigene »Älteren«-Rolle überdenken. Denn unter heutigen demographischen Bedingungen können wir nicht mehr auf die Jugend als einzige dynamische, verändernde, transformierende – vormals »revolutionär« genannte – Kraft vertrauen.
Es ist ein moderner Commonplace, dass die Jugend die Welt im Dienste des allgemeinen Fortschritts verändert. Unter den heutigen umgestülpten demographischen Bedinungen in der ausgehenden Moderne kann dies so nicht mehr funktionieren. Das kulturelle Imaginäre einer rebellisch-transformativen Jugend und einem konservativ gesinnten Altenteil entspricht einer bevölkerungstechnischen Wachstumslogik des Sturm & Drang, welche sich nicht ohne Weiteres auf die schrumpfenden, nach-modernen (post-Wachstums-)Gesellschaften des Abendlandes übertragen lässt. »Wir sind die aussterbende Generation, die nächste wird’s schon richten« funktioniert nicht, weil dann viel mehr als nur die Alten aussterben. Wir müssen die Begriffe von Jugend und Alter, und die mit ihnen verbundenen Assoziationen, neu denken. Für unsere heutigen politischen Herausforderungen heißt das, dass wir mindestens ein intergenerationales Bündnis, optimalerweise ein radikales Progressivwerden der Erwachsenen und Senior*innen sowie einen damit verbundenen Wandel ihrer kapitalistisch normierten Lebenswelten und -bedingungen brauchen. In Zeiten wie diesen müssen wir auch das Alter zunehmend als dynamischen Teil von menschlicher und emotionaler Veränderung und Entwicklung denken. Das Bild des Rentners als Ruhesessel der festsitzenden Etabliertheit ist nicht nur ästhetisch fragwürdig (Seniorenkreuzfahrten, thailändischer Ehefrauentourismus, Kleingartenklaustrophobie), sondern auch ökologisch untragbar. Gerade durch ihre Lebenserfahrung können Ältere viel zur Nachhaltigkeit und Effizienz von Veränderungs- und Proteststrategien beitragen, da sie längere Abläufe besser einschätzen können als eine leicht ungeduldig vorpreschende Jugend mit tendenziell hysterischer »5vor1« Mentalität. Und einige von ihnen sich wohl noch an Zeiten erinnern, in denen ein sparsamer Umgang mit Ressourcen nicht Askese entgegen die Logiken der Globalisierung, sondern normal und notwendig war.

Global sind die Jungen weiterhin in der demographischen Überzahl. In den Ländern jedoch, wo die Pro-Kopf-Klimaschädlichkeit am Größten ist und eine Ökologisierung der Gesellschaft folglich am wichtigsten weil folgenreichsten wäre, sind die Jungen in der Minderheit – die für eine globale Mehrheit einstehen muss. Westliche Industrienationen können als ökologisch schädliche Gerontokratien bezeichnet werden. Um diese fatale demographische Verkeiltheit zu überkommen, müssen wir die modernen Rollenbilder von Alter und Jugend, Etabliertheit und Veränderungsdrang überkommen. Kein Wunder, dass die Jungen jetzt so laut schreien – sie werden noch viel lauter schreien müssen, um das massive Übergewicht derjenigen, die am althergebrachten Alter festhalten, zu übertönen und eine gesamtgesellschaftliche Veränderung voranzubringen.


Kilian Jörg & Jorinde Schulz, August 2019

Dienstag, 22. Oktober 2019

"How to protect your internal ecosystem" by Miriam Schmidtke



Miriam Schmidtke has invited me to write a philosophical comment to her theater production "How to protect your internal ecosystem" which will premiere tomorrow, the 23rd of October, at Werk X in Vienna and will be on for a week.



The text can be found in the evening's handbill, the press folder and - later on - on the homepage. Read it here:


Miriam Schmidtke – How to protect your internal ecoystem?

Die ökologische Misere der Gegenwart könnte man mit folgendem Paradox zusammenfassen: «Wir werden immer sauberer, die Welt immer dreckiger.».Während die Körper, Räume und Gedanken der Menschen im Laufe der Moderne einem immer höheren Reinheits- und Glattheitsideal entsprechen mussten, verwandelte sich deren Umwelt in ein vergiftetes, ausgelaugtes Wasteland. 
Die Haut muss haarlos, die Seele sündenfrei, die Vernunft rein, der Handel reibungslos und die Straßen glatt sein – auf diesen gesäuberten Bahnen kann man zwischen reinen Menschenwelten hin- und herrasen, ungestört vom gehäuften Abfall am Wegesrand. 
Miriam Schmidtkes How to protect your internal ecosystem? hat einen solchen modernen Reinraum (deutsch für ‘Cleanroom’) zum Gegenstand und zeigt – gerade durch die bewusste Auslassung des Wasteland als dialektisches Gegenstück zum Cleanroom – wie schmerzhaft und zerstörerisch das in der digitalen Netzwerkkultur zur Spitze getriebene Sauberkeitsideal für ihre Erleider_Innen ist.  

Das Setting des Stücks bildet der Cleanroom, ein künstliches Produktionsmilieu in dem die Luftverschmutzung auf ein Minimum reduziert wird, um das Einschreiben von Binärmustern im Nanobereich unserer Siliziumchips zu ermöglichen. Unsere hypermoderne Vernetzungskultur benötigt Räume von unnatürlicher Sauberkeit, damit sich die glatten Oberflächen unserer Instagram-Stories, Facebook-Feeds und News-Ticker in Lichtgeschwindigkeit um den Globus spannen können. 
In diesem Reinraum beobachtet man zwei Wesen am Schmelzpunkt zwischen Mensch und Maschine beim unheimlichen Versuchen der mimetischen Annäherung an die ihnen vorgelebte, sterile Glattheit. Ihre Kultur, das ist jene der chronischen Einspeisung in Iszenierungssabläufe via Live-Updates, sowie der permanenten Selbstoptimierung durch Selbstüberwachung. An diesem Akkzelerationspunkt vermischen sich einst binär gedachte Pole wie Arbeit und Freizeit («Mich in meiner Freizeit zu präsentieren gehört nun mal zu meiner Arbeit.»), Körper und Geist («Ich möchte, dass mein Körper Nebensache ist. Dafür ist er in meinem Kopf nun mal die Hauptsache.») Sinn und Zweck oder eben Mensch und Maschine. Ihre Bewegungen erinnern an die simulierte Natürlichkeit von den Sims, gepaart mit den effizienten Bewegungsabläufen von automatischen Staubsaugern. Sie führen monologisierende Gespräche über die Vor- und Nachteile von Schlafen und Wachen, Essen und Hungern, Sein und Nicht-Sein – alles ist sinnlos, doch genau darüber können die sonst so öffentlichkeitsgewandten nichts ausdrücken. In der geloopten Trivialität ihrer sterilen Lebenswelt ist es auf einmal die Zusehende, die den reibenden Schmerz dieser Entfremdungskultur zu spüren bekommt. Denn die seelischen und kapitalistischen Innenräume auf der Bühne sind zu reingehalten, um noch irgendwas anderes als ein «Weiter wie bisher» für ihre Protagonistinnen transportieren zu können. 

Man erahnt : In diesen glatten Sauberkeitsräumen reproduzieren sich die kulturellen Kategorien des Abendlandes in intensivierter Weise fort : der Körper, das ist nur ein schweigender Diener des Geistes, der sich mit Fieberglaskabeln um die Welt gespannt hat. Die Charaktere möchten, dass ihr Körper Nebensache ist, und dafür müssen sie den Schmelzpunkt von Idealität und Realität erreichen. Computeruhren, motivationale Taktung und chronisches Motivationsfeedback helfen bei dieser Approximation an den reinen Raum, den Cleanroom, der hier weit über das Sujet der Chipentwicklung weist, hin zum Kern unserer abendländischen Transzendenzkultur und seiner Gewaltenteilung in Natur und Kultur, Körper und Geist, Welt und Ideal. Der Cleanroom ist der irdene Versuch, den geistigen Himmel auf Erden zu errichten – unter gänzlicher Auslöschung der Reibung und Säuberung eines jeden nicht-konformen Partikels. Wohin diese Schmutzpartikel gekehrt werden, wo die dreckige Unterseite dieses idealen Reinheitsraum ist, bleibt auf Seiten des Publikums, welches mehr und mehr das Wasteland als dialektisches Gegenstück zum aufgeführten Cleanroom in und um sich fühlt. 

Beglückt schweben die beiden Menschmaschinencharaktere auf dem narkotisierend gleichbleibenden Ambientloop durch diese schmerzhaft-fesselnde Theaterstunde. Die erste musikalische Mimesis von maschinellen Produktionszyklen waren der dreckige Detroit Techno der 80er und 90er Jahre, der sich das grausame Hämmern unserer harten, rußernen Stampfmaschinen aneignete. Der Techno reizte auf, ließ dadurch noch die Gewalt unserer Industriekultur am eigenen Leib nachvollziehen. Ganz anders geht es in diesem weißgewaschenen Reinraum der Virtualitätskultur im 21ten Jahrhundert zu: die Schwerindustrie wurde aus unserem Sichtfeld verlagert, outgesourced
Nichts reizt hier mehr auf – selbst der Techno, der kurz in einer (körpernormierenden) Fitnessstudioszene aufploppt, klingt billig und abgenützt. Schon bald zerfällt alles wieder in eine gleichbleibend monotone Wischbewegung. Der Kreis ist die ideale Form. Die Acht das Zeichen der Unendlichkeit, mit der sich am besten die größtmögliche Sauberkeit erreichen lässt. Beglückt erzählt eine der beiden Figuren vom Traum der zwei Geschirrspüler: «Einen Geschirrspüler könnt ich mir kaufen. Vielleicht sogar zwei. Dann kann man von einem, in den anderen hin und her räumen. Schmutzig, sauber, schmutzig, sauber. Hin und her. Hin und her. Praktisch, nicht?»

Als Zusehende findet man sich dieser Welt ausgeliefert, mit der wir alle vernetzt sind. Durch ihre Zurschaustellung auf der Bühne können wir erfahren, was wir im digitalen Alltag vielleicht schon übersehen: wie schmerzhaft reibungsfrei diese Sauberkeit ist, wie weit der Schmutz unserer hypermodernen Kultur bereits in monoton-kreisenden Achterbewegungen aus unserem Sichtfeld gekehrt wird.
In einer ökologischen Kultur jenseits der Moderne werden wir uns der anderen Seite der Reinheitsräume, den Wastelands und toxischen, nach jeder seltenen Erde ausgelutschten Landschaften, annehmen müssen. Auch in ihnen werden wir Seßhaftigkeit erproben müssen um Lebensformen jenseits der in ihrer Reinheit zerstörerischen Moderne zu erfinden.
Die Protagonistinnen in How to protect your internal ecosystem? scheitern an diesem Übergang, genau weil sie in den Innenräumen der modernen Technologie gefangen bleiben: selbst nach dem Kollaps bleibt ihnen nichts übrig, als dasselbe nochmals von Neuem zu beginnen – ihnen fehlt das Vokabular für den Übertritt in die andere Zone. Doch sie scheitern nur, damit wir – auf der anderen Seite der Bühne – es besser machen können. Nach Miriam Schmidtke’s Stück haben wir alle ein Gefühl dafür, wo die verschmutzende Vernetzung zu viel geworden ist und andere Formen des Lebens die einzigen des Überlebens sein werden.

Dienstag, 8. Oktober 2019

Philosophy Unbound will happen in Brussels

I am very happy to announce that Philosophy Unbound will, after Vienna, Berlin and New Delhi, spread to its fourth city: Brussels!

Find the Call here and the poster below ... and see you there in December!


Image credits: Peter Jacquemyn

Mittwoch, 2. Oktober 2019

"Zones narratives. Comment les récits composent-ils des mondes?" conference & exhibition, 7-11th of October 2019 @ Brussels

This autumn I am fully Brussels-based and next week I'll be participating at the conference and exhibition "Zones narratives. Comment les récits composent-ils des mondes ?" at ERG and ULB. Together with Thibault Galland I will be moderating the session with Uriel Orlow and Sheila Sheikh.


More information can be found here.
 

Montag, 16. September 2019

Blocking the streets with SUVs


I was able to write a guest-commentary in - what I at least believed to be - Austria's rather conservative newspaper Die Presse, in which I talk about hope in the new ecological movements such as Fridays For Future, Extinction Rebellion, Ende Gelände and denounce an all too comfortable position of criticism towards them. Reproaching them of not living the right kind of lifestyle themselves does not at all understand the nature of the ecological problem we are facing and way too easily aligns itself with the ecologically destructive status quo we have to overcome. Nobody will be able to live the right kind of life style if we do not change our societal and economic organization radically. Blocking the streets with SUVs is better than grumpily continuing to use them to maintain the catastrophoic normality.

You can read the article here.

Dienstag, 10. September 2019

Disruptive Intervention at the Viennese Rathaus


As Philosophy Unbound we have been invited to creatively disrupt the normal ongoings of "Schwarzmarkt Wissen / Blackmarket Knowledge" having its 20th edition on "Rotes Wien / Red Vienna" on the 28th of September 2019 at the Viennese Rathaus.

To reflect the hidden presumptions and exclusions of (Habermas'ian) discourse ethics, we will investigate the corporeality of "rational" argumentation, how the skin of an argumentative opponent feels different to one you agree with, how a subject position any holder of an argument needs to acquire is subverted by bodily touch and ... cuddling. We are very much looking forward to invite you into our lustrous, fleshy and smelly underground cave behind the scenes and stages of Schwarzmarkt Wissen.

The full program folder can be found here & more information here.

Feel you at the Viennese Rathaus!

Dienstag, 20. August 2019

Buchrelease "Es gibt ein richtiges Leben im Falschen" von Michael Hirsch

I am organizing a book release event for my good friend Michael Hirsch in Vienna's Migrating Kitchen on 7.9.2019 and will contribute with a little intervention on undergrounds and utopias. See you there!





Wenn die Änderung der Welt ausbleibt und mit der Zeit eher unwahrscheinlicher als wahrscheinlicher wird (und darin liegt wohl eine entscheidende Erfahrung unserer Zeit) – was sollen wir dann tun? Wenn die Emanzipation aufgeschoben ist, was nützt uns dann das Bewusstsein des Falschen? Müsste man dann nicht Adornos ethisch-politische Postulate noch genauer reformulieren: Es bleibt uns nichts anderes übrig, als, im Allgemeinen wie im Besonderen, nach Formen oder Spuren des richtigen Lebens zu suchen – und zwar im Bewusstsein der Unmöglichkeit, aber eben auch der Möglichkeit des Unmöglichen.
Buchpräsentation von Michael Hirsch mit Gastbeitrag von Kilian Jörg aus Die Clubmaschine (Berghain - mit Jorinde Schulz, Textem 2018) zum Thema untergründige Utopien und utopischer Untergrund.
7.9.2019 - Migrating Kitchen - Schwarzhorngasse 1 / Ecke Bacherplatz, 1050 Wien


Zum Autor:
Michael Hirsch ist Philosoph und Politikwissenschaftler. Er lehrt politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor in München. Im Textem Verlag erschien bereits: Logik der Unterscheidung. 10 Thesen zu Kunst und Politik, 2015.


Freitag, 2. August 2019

E-Scooters .... Eco-Capitalism


I have written an article for taz - die Tageszeitung in which I argue that E-Scooter Sharing Services are paradigmatic for what can be called "Eco-Capitalism" - a strategy of "green washing" capitalism that is far from sustainable since it maintains and even aggravates its fundamental destructiveness. To keep the layer of garbage that humans like to call the "Anthropocene" as thin as possible, we should get rid of them as soon as we can.

The article can be found here.

(Update from 8/8/19) A couple of days later I was invited by Deutschlandfunk Kultur to elaborate on my arguments against this new form of Eco-Capitalism and expand on urban mobility utopias and how to get there - I am very happy about these ideas being distributed on the German public radio - more on this can be found in my upcoming book Backlash - Essays zur Resilienz der Moderne, appearing this autumn...

Hear the Podcast here.



Plus: as a little add-on: actually, E-Scooters already existed 100 YEARS ago and also back then they have been an economical failure. History keeps repeating itself & it sometimes is stunning to me how blinded we are by a linear idea of "technological progress". For more, read this & thanks to Y.P.I.R. for alerting me to this.

A suffragette riding an E-Scooter in 1916 (!)




Samstag, 13. Juli 2019

What are queer Heteros?


Reacting to Larissa Kunert's critique of our book Die Clubmaschine (Berghain), I have asked myself what the self-designation "queer heteros" could positively mean. Following Karan Barad and Judith Butler, I argue for something that could be called universal queerness, transcending sexuality and hopefully helping us to overcome modern estrangement from a fundamentally queer universe.

The Article was published in Berliner Gazette yesterday and - since I am well aware that this is a very tricky and difficult terrain for a white man like myself - I am very excited for reactions and discussion.

* The photo is taken from this beautiful collection of microscope images from the Olympus BioScapes Digital Imaging Competition 2012. I do not own the rights.

Freitag, 21. Juni 2019

Performing as part of "The Unconditional University" @ Angewandte Festival "Openings" on 25th of June 2019

It has been rather silent on this blog in recent times. I am busy on various projects such as the upcoming exhibition "Toxic Temple" with Anna Lerchbaumer, my PhD-project "Affirmation of Ecological Reasons", the preparation of my upcoming book "Backlash - Essays zur Resilienz der Moderne" (Textem, fall 2019) and several articles. More on all this soon.

For now I would like to announce that I am part of a performance on the "Unconditional University" (Derrida's term) led by Susanne Granzer and Arno Böhler as part of the Angewandte Festival "Openings". I will contribute with reflections on silence, cooling and ecology and it will take place on Oskar-Kokoschka-Platz in Vienna next Tuesday, 16h. See you there!



Die unbedingte Universität. Kunstbasiertes Philosophieren
Arno Böhler mit Susanne Valerie Granzer

Studierende des Studienprogramms CDS und Philosophiestudierende haben sich zusammengeschlossen, um eine Deklaration zu verfassen, in der sie eine „unbedingte Universität“ fordern, die die Welt nicht nur beschreibt, sondern sich in Forschung und Lehre aktiv zur Welt verhält. Sie gehen auf die Straße, wo sie auf heftigen Widerstand treffen. Eine Gruppe, die sich „Identitäre Platoniker“ nennt, wirft ihnen vor, altehr-würdige Begriffe wie „Identität“, „Objektivität“, „Wahrheit“ zu verraten.

Sonntag, 21. April 2019

Philosophy Unbound #24 - MAKING KIN

I am very happy to announce that - as Philosophy Unbound - we will be organizing our second festival. After New Delhi last year, this time we will hold it in Vienna, the city were our collective first started from. The topic will be devoted to Donna Haraway's concept of MAKING KIN and it will take place at Schikaneder from 24th to 26th of May 2019. 
Afterwards the festival will continue in the location of the other collective I am involved in: Stoffwechsel - Ecologies of Collaboration will perform a "thought collective"in the 4 days after the festival from 27th to 30th of May!


Make kin, not babies - this is Donna Haraway’s appeal in times of growing ecological and political devastation. Make kin in unhinged times! Philosophy Unbound invites you to think together about community, new commitments and alliances beyond the traditional forms of family, patriarchy and established institutions. Who may consider whom family and in what context? Who is allowed to declare solidarity with whom? To team up? To rely on one another? And who is actually “fix zam”? 

In the radically new and catastrophic times which we’re trying to grasp with names like Anthropocene and Capitalocene, new forms of sharing the world, world-participation and response-ability are needed to enable the art of living and dying well for as many earthly critters as possible. How do we recollect ourselves on this poisoned, devastated, ruined planet? How do we want to imagine a common life and death beyond toxic norms? How can we create security and shelter beyond the biological family? How can queer ways of life reconcile us with the Chaosmos? How can newly created cooperations take a stand against resistance? And what happens if the newly established wants to dissolve again but can’t or isn’t allowed to? 



For more information see
philosophyunbound.tumblr.com

Dienstag, 19. Februar 2019

Cultural Workers Unite! - Talk at Lothringer13, Munich

Abb: Ruth Wolf-Rehfeldt (via Lothringer13)
This Thursday, Michael Hirsch an me will invite for a talk and discussion with the title "Cultural Workers Unite!" at Kunsthalle Lothringer13 in Munich. In it, we will present our ongoing reflections on the invention of utopian horizons for the art world (which could then radiate into other social fields). To overcome cynical submission to existing norms of sense- and value-production, we believe it is necessary to propose new narrative practices and new utopian ideas to live the good life. We will present two concrete proposals (one of which has already been published here) and will give a general framework on how to approach living the good life (even under terrible existing conditions) by way of alternative narrations of our sensory- as well as symbolic regimes.

Abb: Peter Ravn (via Lothringer13)


The talk will take place within the exhibition "Ne travaillez assez, ne comptez jamais" which presents selected artistic positions on the relation of money and artistic practices.

Cultural Workers Unite!  
21.02.19 / 19:00h / 7:00pm
Lothringer13 Halle
Lothringer Str. 13
81667 München

Montag, 28. Januar 2019

Die Clubmaschine - Hamburg Release



Monday next week we'll have our next and fourth book release of Die Clubmaschine. This time in the newly rebuilt Golden Pudel Club in Hamburg! Like in Berlin, we will be accompanied with a Post-Club sound intervention by wonderful Ånsgar and afterwards there will be Trauma Team #18 with Tanita Olbrich. See you there!

Die Clubmaschine (Release)
4.2.2019 20.30
Golden Pudel - Sankt Pauli, Fischmarkt 27, 20359 Hambourg